Inkontinenz

Viele ältere pflegebedürftige Menschen sind von Inkontinenz betroffen, beispielsweise bei Demenz oder eingeschränkter Gehfähigkeit. Inkontinenz kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und gesundheitliche Probleme verursachen. Sie kann jedoch oftmals gelindert und mitunter auch geheilt werden. Zudem gibt es Möglichkeiten, den Alltag zu erleichtern und gesundheitliche zu Risiken reduzieren.

Was ist Harninkontinenz?

Harninkontinenz (Blasenschwäche) bedeutet, wiederholt ungewollt Urin zu verlieren. Je stärker die Inkontinenz ausgeprägt ist, umso häufiger und umso mehr Urin geht dabei ab.

Es gibt mehrere Formen von Harninkontinenz und Mischungen aus den verschiedenen Formen.
Bei einer Belastungs-Inkontinenz geht beim Heben, Husten oder Lachen unkontrolliert Urin ab. Liegt eine überaktive Blase oder eine Drang-Inkontinenz vor, kommt der Harndrang ganz plötzlich und sehr dringend. Bei einer Überlauf-Inkontinenz oder Entleerungs-Störung entleert sich die Blase nicht richtig. Dadurch geht in kurzen Abständen etwas Urin ab. Zudem kann eine funktionelle Inkontinenz bestehen. Das bedeutet, dass die Toilette nicht rechtzeitig erreicht wird, weil Beweglichkeit oder geistige Fähigkeiten eingeschränkt sind. Eine seltene Form ist, dass der Urin an anderer Stelle als über die Harnröhre abgeht. Grund dafür sind krankhafte Verbindungsgänge (Fisteln), etwa durch Verletzungen.

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Wie verbreitet ist Harninkontinenz im Alter und bei Pflegebedürftigkeit?

Viele ältere pflegebedürftige Menschen in Deutschland sind von Inkontinenz betroffen. Darauf weisen mehrere Studien hin: Nach Berechnungen auf Basis von Krankenversicherungsdaten war 2018 mehr als die Hälfte der stationär und etwa ein Drittel der ambulant versorgten Menschen von Inkontinenz betroffen. In einer Befragung von ambulanten Pflegediensten lag im Jahr 2015 bei knapp 66 Prozent der von ihnen betreuten pflegebedürftigen Menschen eine Inkontinenz vor. Diese waren im Durchschnitt 82 Jahre alt. Das Risiko für Inkontinenz wird durch bestimmte Faktoren wie Demenz noch erhöht: In derselben Studie trat Inkontinenz bei 84 Prozent der Menschen mit Demenz auf.

Welche Ursachen hat Harninkontinenz?

Die Ursachen für eine Harninkontinenz sind vielfältig. Oftmals wirken mehrere Faktoren zusammen. In der Regel entsteht Inkontinenz aufgrund von Muskelschwäche, Störungen der Nerven oder geistigen Beeinträchtigungen. Allgemein steigt das Risiko für Inkontinenz im Alter. Die Muskeln im Beckenboden und die Schließmuskeln werden schwächer. Die Blase kann Urin schlechter speichern. Die Vorwarnzeit für den Harndrang wird kürzer. Viele ältere Menschen müssen häufiger zur Toilette – gerade nachts. Wer nicht gut beweglich ist, lange ins Bad oder zum Ausziehen braucht, erreicht die Toilette womöglich nicht früh genug. Eine eingeschränkte Mobilität ist ein wesentlicher Risikofaktor für Inkontinenz. Hindernisse auf dem Weg, fehlende Gehilfen oder mangelnde Unterstützung können es zusätzlich erschweren, rechtzeitig und sicher zur Toilette zu gelangen.

Zudem können Medikamente Inkontinenz auslösen oder verstärken, zum Beispiel Arzneimittel, die entwässernd wirken. Auch bestimmte Medikamente, die bei Demenz oder Depression eingesetzt werden, können die Blase beeinflussen.

Darüber hinaus können Entzündungen, Verletzungen, Fehlbildungen, Operationen oder Erkrankungen, etwa der Prostata, zu Inkontinenz führen. Sie kann auch infolge von Geburten oder hormonellen Veränderung durch die Wechseljahre entstehen. Inkontinenz kann zudem die Folge sein, wenn die Wahrnehmung des Harndrangs gestört ist. Das kann zum Beispiel durch Störungen des Nervensystems, etwa aufgrund eines Schlaganfalls, Parkinson, Diabetes oder Demenz der Fall sein. Menschen mit Demenz fällt es zudem zunehmend schwer, ihre Bedürfnisse mitzuteilen oder sich zu orientieren. Auch der Zweck der Toilette wird mitunter nicht erkannt.

Ein weiterer Risikofaktor ist starkes Übergewicht. Zudem können Darmprobleme wie chronische Verstopfung zu Inkontinenz beitragen. Verstopfung kann zu erhöhtem Druck auf die Blase führen und häufigen oder unregelmäßigen Harndrang verursachen. Ständiges starkes Pressen beim Stuhlgang schwächt zudem den Beckenboden.

Welche Folgen kann Harninkontinenz haben?

Inkontinenz ist mit verschiedenen Herausforderungen für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen verbunden.

Bei pflegebedürftigen Menschen kann Inkontinenz zu gesundheitlichen Problemen führen. Zum Beispiel können Hautprobleme und Infektionen auftreten. Denn andauernde Feuchtigkeit und häufiger Kontakt mit Urin schädigen die Haut. Sie kann dann wund werden und sich entzünden. Über entzündete Haut können sich Bakterien ausbreiten. Zudem kann Inkontinenz zu Entzündungen der Harnwege führen. Entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht vollständig, vermehren sich Bakterien in der Blase leichter. Außerdem ist Inkontinenz mit einem erhöhten Risiko für Stürze verbunden. Gründe sind zum Beispiel Probleme beim Gehen, Eile sowie fehlende Beleuchtung und Hindernisse auf dem Weg zur Toilette.

Zum anderen kann Inkontinenz pflegebedürftige Menschen auch psychisch belasten. Denn der Alltag verändert sich. Manche schränken ihre Aktivitäten ein und vermeiden es, aus dem Haus zu gehen. Sie befürchten zum Beispiel, nicht rechtzeitig zur Toilette zu kommen oder unangenehm zu riechen. Dann kann es zu Einsamkeit und sozialer Isolation kommen. Zudem kann es sehr belasten und verunsichern, auf Unterstützung bei der Intimpflege oder Hilfsmittel wie Inkontinenz-Hosen angewiesen zu sein. Hinzu kommen dann vielleicht Gefühle wie Scham, Trauer, Ärger und Wut.

Durch Inkontinenz kann sich der Pflegebedarf erhöhen. Für pflegende Angehörige kann dies belastend sein, vor allem wenn Inkontinenz und Demenz zusammenkommen. Probleme mit der Inkontinenzversorgung sind ein typischer Grund dafür, dass die häusliche Pflege nicht aufrechterhalten werden kann und der Umzug in ein Pflegeheim notwendig wird.

Was kann im Umgang mit Harninkontinenz helfen?

Maßnahmen im Alltag

Geeignete Maßnahmen können den Umgang mit Harninkontinenz erleichtern und die Kontinenz fördern. Zudem tragen sie dazu bei, Folgen von Inkontinenz zu lindern oder vorzubeugen. Zum Beispiel kann eine geeignete Hautreinigung und -pflege helfen, Hautprobleme durch die Inkontinenz zu vermeiden. Orientierungs- und Gehhilfen, Anpassungen in der Wohnung sowie Kleidung, die sich leicht ausziehen lässt, können die Selbstständigkeit und die Mobilität unterstützen. Dies kann auch dazu beitragen, Stürzen vorzubeugen. Außerdem hat die Ernährung Einfluss auf die Inkontinenz. Beispielsweise kann eine Verstopfung auf die Blase drücken und damit den Harndrang erhöhen. Daher kann die passende Ernährung helfen, Inkontinenz zu lindern. Ein offener und sensibler Umgang mit Inkontinenz kann helfen, Schamgefühle bei pflegebedürftigen und pflegenden Menschen abzubauen.

Hilfsmittel

Zudem gibt eine Reihe von Hilfsmitteln zur Inkontinenzversorgung, zum Beispiel:

Illustration aufsaugender Hilfsmittel: verschiedene Vorlagen, Einlage, Inkontinenz-Unterhose, Inkontinenzhose mit Klettstreifen

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Aufsaugende Hilfsmittel

Aufsaugende Hilfsmittel fangen Ausscheidungen auf und speichern sie. Sie helfen, die Haut zu schützen und unangenehmen Gerüchen vorzubeugen. Zu den Hilfsmitteln gehören zum Beispiel Einlagen, Vorlagen, Inkontinenz-Hosen und Inkontinenz-Unterhosen. Mit einer Netz- oder Fixierhose sitzt eine Vorlage sicherer.

Illustration eines Toilettenstuhls mit Rollen und Fußauflage sowie eines Toiletten-Stützgestells

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Toilettenhilfen

Toilettenhilfen erleichtern das sichere Hinsetzen und Aufstehen. Es gibt zum Beispiel Toiletten-Stützgestelle (Abbildung links), Erhöhungen für Toilettensitze und Aufstehhilfen. Ein Toilettenstuhl (Abbildung rechts) kann direkt neben das Bett gestellt werden, zum Beispiel nachts.

Pflegehilfsmittel wie Urinflaschen, Urin-Schiffchen und Steckbecken/Bettpfannen sind besonders für Menschen geeignet, die die Toilette nicht erreichen können. Außerdem gibt es ableitende Hilfsmittel (z. B. Katheter), Hilfsmittel zur kontrollierten Blasenentleerung und Hilfsmittel zum Training der Beckenbodenmuskulatur. Zudem gibt es Inkontinenzprodukte speziell für Frauen, die intraurethral (in der Harnröhre) oder intravaginal (in der Scheide) eingesetzt werden.

Therapien

Inkontinenz kann in vielen Fällen gelindert und mitunter sogar geheilt werden. Für die Therapie ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Hierbei werden Ursachen und Art der Inkontinenz festgestellt.

Dann kann zum Beispiel ein Beckenbodentraining zum Einsatz kommen. Das Training stärkt die Muskeln des Beckenbodens und die Schließmuskeln. Technische Hilfsmittel wie ein Biofeedback-Gerät können das Training steigern. Außerdem gibt es spezielle Toilettentrainings, bei denen die Blase gezielt trainiert wird. Geübt wird auch, seltener auszuscheiden und beim Stuhlgang weniger zu pressen. Dies wird nach einem Toilettenplan selbstständig, mit Unterstützung von Pflegefachpersonen oder auch Angehörigen durchgeführt.

Zudem gibt es Medikamente zur Behandlung von Inkontinenz. Diese können auf ärztliche Verordnung angewendet werden. Es gibt zum Beispiel Mittel, die bei einer Drang-Inkontinenz die Blasenmuskulatur dämpfen oder bei einer Belastungs-Inkontinenz die Beckenbodenmuskulatur stärken. Andere Medikamente regen die Muskulatur an, beispielsweise bei einer Blasenlähmung. In manchen Fällen können Operationen Inkontinenz lindern oder heilen.

Weitere Informationen

Stiftung Gesundheitswissen (SGW): Informationen zu Hilfsmitteln bei Inkontinenz sowie zur Behandlung von Dranginkontinenz

Tipps für pflegende Angehörige

Kontinenz fördern

Harninkontinenz (Blasenschwäche) bedeutet, ungewollt Urin zu verlieren. Davon sind viele ältere pflegebedürftige Menschen betroffen. Inkontinenz kann das psychische Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Zudem können gesundheitliche Probleme wie Infektionen oder Verletzungen durch Stürze die Folge sein.

Mit gezielten Maßnahmen ist es möglich, Kontinenz zu fördern und den Alltag mit Inkontinenz zu erleichtern. Zudem kann oftmals weiteren gesundheitlichen Problemen vorgebeugt werden.

Inkontinenz verändert den Alltag. Zum Beispiel muss die Toilette immer schnell erreichbar sein. Bereits kleine Veränderungen können jedoch den Alltag erleichtern und die Kontinenz fördern.

  • Achten Sie darauf, dass sich die Kleidung schnell und einfach ausziehen lässt. Gut geeignet sind Hosen oder Röcke mit Gummizug oder Klettverschlüsse.
  • Vermeiden Sie Hektik. Planen Sie ausreichend Zeit für Toilettengänge ein.
  • Erinnern Sie wenn nötig daran, regelmäßig zur Toilette zu gehen, etwa alle 2 bis 3 Stunden.
  • Unterstützen Sie beim Gang zur Toilette. Helfen Sie zum Beispiel, aus dem Stuhl aufzustehen. Oder öffnen Sie die Tür des Badezimmers.
  • Achten Sie auf einen ungehinderten und sicheren Weg ins Bad: Entfernen Sie Stolperfallen wie dicke Teppiche. Lassen Sie nichts auf dem Boden liegen. Markieren Sie Türschwellen oder Treppen auffällig. Achten Sie auf feste Schuhe oder rutschfeste Socken.
  • Sorgen Sie dafür, dass Gehhilfen griffbereit und funktionstüchtig sind. Lassen Sie sich zur Auswahl von Gehhilfen bei der Physiotherapie oder im Sanitätshaus beraten. Tipps finden Sie auch im ZQP-Ratgeber Rollator.
  • Stellen Sie einen Toilettenstuhl bereit, wenn der Weg zur Toilette nicht bewältigt werden kann.
  • Achten Sie darauf, dass die benötigten Inkontinenzprodukte vorrätig sind. Legen Sie die täglich verwendeten Produkte neben die Toilette.
  • Erleichtern Sie die Orientierung: Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung, etwa mit Lichterketten entlang des Bodens, Nachtlichtern oder Bewegungsmeldern. Ergreifen Sie zusätzliche Maßnahmen für Menschen mit Demenz.
  • Sorgen Sie im Bad für Sicherheit: Verwenden Sie rutschfeste Matten im Bad und in der Dusche. Nutzen Sie Hilfsmittel wie Duschhocker oder Aufstehhilfen. Bringen Sie Griffe zum Abstützen an, zum Beispiel neben der Toilette oder dem Waschbecken. Armaturen und Waschbecken sind nicht zum Festhalten geeignet.
  • Unterstützen Sie dabei, Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht zu stärken. Das kann gezielt trainiert und in den Alltag eingebunden werden, etwa bei der Körperpflege. Lassen Sie sich von Pflegefachpersonen oder bei der Physiotherapie geeignete Übungen empfehlen. Anregungen finden Sie außerdem bei den Tipps gegen Bewegungsmangel.
  • Motivieren Sie – wenn ärztlich empfohlen – zum Beckenbodentraining oder zum Toilettentraining. Lassen Sie sich dazu fachlich anleiten.
  • Bereiten Sie sich auf Aktivitäten außer Haus vor: Informieren Sie sich etwa vor Ausflügen über behindertengerechte Toiletten. Die CBF-Darmstadt-Broschüre: LOCUS bietet eine Übersicht von Standorten mit behindertengerechten Toiletten. Kostenfreie öffentliche Toiletten finden Sie über die App Die nette Toilette oder über die Webseite www.gratispinkeln.de. Sorgen Sie dafür, dass alle notwendigen Materialien eingepackt sind, zum Beispiel: Einlagen, feuchte Waschlappen, Kleidung zum Wechseln, eine Unterlage für Autositz oder Hotelbett.

Aktiv zu bleiben, soziale Kontakte zu pflegen und Interessen nachzugehen, trägt zur Lebensqualität bei. Wie Sie die soziale Einbindung pflegebedürftiger Menschen unterstützen können, erfahren Sie bei den Tipps gegen soziale Isolation und Einsamkeit.

Eine unausgewogene Ernährung kann Beschwerden zur Folge haben, die Inkontinenz fördern oder sogar verursachen. So kann eine Verstopfung auf die Blase drücken und damit den Harndrang erhöhen. Eine passende Ernährungsweise kann helfen, Inkontinenz zu lindern.

  • Achten Sie auf ausreichendes Trinken, etwa 1,5 Liter am Tag. Flüssigkeitsmangel kann Verstopfung begünstigen und bei pflegebedürftigen Menschen schnell zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Halten Sie jedoch ärztlich empfohlene Trinkmengen ein, zum Beispiel bei Herz- oder Nierenerkrankungen.
  • Sorgen Sie für eine möglichst ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Ballaststoffe regen die Verdauung an und helfen, Darmproblemen vorzubeugen.
  • Vermeiden Sie Lebensmittel, die zu Verstopfungen oder Blähungen führen, etwa Kohl oder Weißbrot.
  • Unterstützen Sie die Verdauung: Nutzen Sie Kräutertee wie Anis-Fenchel-Kümmel-Tee oder natürliche ballaststoffreiche Mittel wie Flohsamenschalen. Lassen Sie sich dazu in der Apotheke beraten.
  • Setzen Sie bei Verstopfung natürliche Mittel ein, die abführend wirken. Dafür geeignet sind beispielsweise Buttermilch, Kefir, getrocknete Pflaumen, Rhabarber- oder Sauerkrautsaft.
  • Bieten Sie Getränke sinnvoll über den Tag verteilt an. Harndrang in der Nacht lässt sich mitunter verringern, indem abends weniger getrunken wird. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die tägliche Trinkmenge einzuschränken, um Inkontinenz zu lindern. Holen Sie unbedingt ärztlichen Rat ein, ob dies individuell sinnvoll und unbedenklich ist.
  • Beachten Sie, dass Lebensmittel mit Koffein, Alkohol oder künstlichen Süßstoffen harntreibend wirken. Daher ist es ratsam, nur wenig davon zu sich zu nehmen.
  • Beobachten Sie, wie sich Speisen und Getränke auf den Harndrang und die Inkontinenz auswirken. Nutzen Sie dazu ein  Ernährungs- und Trinkprotokoll sowie ein Toilettenprotokoll. Darin wird erfasst, was und wieviel gegessen, getrunken und ausgeschieden wurde. Eine Vorlage für ein Toiletten- und Trinkprotokoll bietet die Deutsche Kontinenz Gesellschaft.
  • Holen Sie ärztlichen oder pflegefachlichen Rat zur Ernährung bei Inkontinenz ein. Oder nutzen Sie eine professionelle Ernährungsberatung.
  • Unterstützen Sie bei starkem Übergewicht beim Abnehmen. Lassen Sie sich hierzu vorab ärztlich beraten.

Wie Sie eine bedarfsgerechte Ernährung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördern können, erfahren Sie bei den Tipps zum Essen und Trinken.

Andauernder Kontakt mit Feuchtigkeit und aggressiven Stoffen im Urin kann der Haut schaden. Das gilt auch bei häufigem Kontakt mit Wasser und Reinigungsprodukten. Daher ist es wichtig, die Haut zu schützen. Die richtige Reinigung und Pflege der Haut sowie geeignete Inkontinenzprodukte helfen dabei.

  • Reinigen Sie die Haut nach dem ungewollten Urinverlust. Verwenden Sie dafür weiche hautschonende Feucht- oder Öltücher. Trocknen Sie die Haut sanft und gründlich ab. Hinweise zum richtigen Vorgehen bei der Intimpflege finden Sie im ZQP-Ratgeber Inkontinenz.
  • Achten Sie darauf, ob die Haut oder Schleimhaut im Intimbereich verändert ist. Holen Sie bei Anzeichen für Hautprobleme pflegefachlichen oder ärztlichen Rat ein.
  • Tragen Sie eine Creme auf, die die Haut vor Feuchtigkeit und aggressiven Stoffen im Urin schützt. Dafür eignen sich einfache, weiche Zinkpasten und Hautschutzsalben. Auch spezielle Inkontinenzprodukte, die einen Schutzfilm auf der Haut bilden, sind geeignet.
  • Nutzen Sie aufsaugende Hilfsmittel wie Vorlagen oder Inkontinenzhosen in der passenden Größe, Form und Saugstärke. Sie sollten zudem rutschfest, angenehm zu tragen und bei körperlichen Einschränkungen gut handhabbar sein. Probieren Sie aus, welches Produkt am besten geeignet ist. Das kann je nach Stärke der Inkontinenz, Tageszeit und Anlass unterschiedlich sein. Lassen Sie sich die richtige Anwendung von einer Fachperson zeigen und üben Sie gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person.
  • Wechseln Sie Inkontinenzprodukte je nach Urinverlust mehrmals täglich. Produkte mit einem sogenannten Superabsorber können eine größere Menge Urin auffangen und über mehrere Stunden getragen werden.
  • Benutzen Sie nicht mehrere Produkte gleichzeitig. Legen Sie beispielsweise keine Einlage in eine Inkontinenzhose ein. Das ist weniger praktisch und kann die Haut schädigen. Verwenden Sie stattdessen Produkte mit hoher Saugleistung.

Weitere Informationen zur Hautpflege, geeigneten Produkten, Hygieneregeln und Anzeichen für Hautprobleme finden Sie auf der Themenseite Hautschutz. Praktische Tipps rund um die Körperpflege bietet der ZQP-Ratgeber Körperpflege.

Inkontinenz kann belasten und verunsichern. Wer Hilfe auf der Toilette oder bei der Intimpflege benötigt, fühlt sich vielleicht hilflos und beschämt. Dabei zu unterstützen, ist auch für Angehörige nicht immer leicht. Ein offener, sensibler und verständnisvoller Umgang mit Inkontinenz kann helfen, Scham zu verringern.

  • Wenn Sie den Eindruck haben, dass eine Inkontinenz besteht: Sprechen Sie das Thema vertrauensvoll an. Sie könnten beispielsweise einfühlsam nachfragen, ob die Toilette immer rechtzeitig erreicht wird. Machen Sie deutlich: Gemeinsam lässt sich ein Problem leichter lösen.
  • Zeigen Sie der pflegebedürftigen Person möglichst, dass Sie sie so annehmen, wie sie ist. Vermitteln Sie möglichst auch, dass Sie gerne unterstützen.
  • Beziehen Sie enge Vertraute ein wie Angehörige oder Freunde. Das kann Missverständnissen vorbeugen. Außerdem können diese dann besser unterstützen. Voraussetzung ist, dass die pflegebedürftige Person einverstanden ist.
  • Versuchen Sie, über unangenehme Situationen mit Gelassenheit und Humor hinwegzukommen. Das kann zum Beispiel ein nasses Bett, eine nasse Hose oder eine Pfütze auf dem Boden sein.
  • Sprechen Sie bei der Intimpflege oder beim Wechsel von Inkontinenzmaterial über alltägliche Dinge. Das lockert die Situation auf und bringt auf andere Gedanken.
  • Machen Sie sich und der pflegebedürftigen Person bewusst, dass sich Unsicherheiten, Hemmungen und Scham nicht immer vermeiden lassen. Sprechen Sie auch Ihre Schamgefühle an, zum Beispiel: „Es ist ein komisches Gefühl für mich, Dich zu waschen.“
  • Zeigen Sie Verständnis für Scham. Gehen Sie behutsam vor, wenn die pflegebedürftige Person Unterstützung ablehnt, zum Beispiel bei der Intimpflege. Vermeiden Sie Äußerungen wie: „Stell dich doch nicht so an“. Besprechen Sie gemeinsam, wie Sie vorgehen.
  • Helfen Sie dabei, die Intimpflege möglichst selbst durchzuführen. Unter der Dusche ist das meist leichter als am Waschbecken. Lassen Sie sich fachlich beraten, welche Hilfsmittel die selbstständige Körperpflege erleichtern. Dazu gehören etwa Duschhocker und Badewannenlifter.
  • Tragen Sie Einmal-Handschuhe bei der Intimpflege und beim Kontakt mit Ausscheidungen. Das ist hygienischer und kann Ekelgefühle mindern.
  • Beugen Sie schlechten Gerüchen vor: Nutzen Sie geeignete Inkontinenzprodukte und wechseln Sie diese regelmäßig. Verwenden Sie einen verschließbaren Abfalleimer mit Geruchsbremse. Sorgen Sie für frische Luft. Nutzen Sie einen Raumduft aus natürlichen Stoffen wie ätherischen Ölen. Vergewissern Sie sich, dass dies die pflegebedürftige Person nicht stört.
  • Achten Sie darauf, Intimgrenzen nicht dauerhaft zu überschreiten. Sind Schamgefühle, Hemmungen oder Abwehrgefühle zu groß, kann es hilfreich sein, einen Pflegedienst zu beauftragen.

Inkontinenz tritt häufig bei Menschen mit Demenz auf. Gleichzeitig erschweren die geistigen Beeinträchtigungen den Umgang mit der Blasenschwäche. Beispielsweise wird es mit fortschreitender Erkrankung schwieriger, die Toilette selbst zu nutzen, Bedürfnisse wahrzunehmen und mitzuteilen. Gezielte Unterstützung kann den Alltag erleichtern.

  • Achten Sie auf die übliche Ordnung in der Wohnung und im Bad. Legen Sie Hilfsmittel wie Brille, Gehhilfen und Inkontinenzprodukte an festen Plätzen bereit.
  • Sorgen Sie für Orientierung: Markieren Sie die Toilettentür mit einem Symbol, einem Bild oder einer Beschriftung. Verwenden Sie einen farbigen Toilettensitz, so dass er besser erkennbar ist. Verbergen Sie andere Sanitäranlagen im Bad, wenn sie mit der Toilette verwechselt werden könnten. Legen Sie beispielsweise ein farbiges Handtuch in die Badewanne oder das Waschbecken.
  • Probieren Sie aus, welche aufsaugenden Hilfsmittel akzeptiert werden. Das können zum Beispiel Inkontinenz-Unterhosen sein, die wie Unterwäsche angezogen werden.
  • Beobachten Sie Verhalten, Körpersprache und Tonfall. Dies kann helfen, Gefühle und Bedürfnisse besser zu verstehen und darauf zu reagieren. Zum Beispiel kann Unruhe auf Harndrang hindeuten. Bieten Sie dann an, zur Toilette zu begleiten.

Wie Sie Menschen mit Demenz außerdem unterstützen können, erfahren Sie bei unseren Tipps zum Umgang mit Demenz.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, Blasenschwäche zu lindern und mitunter auch zu heilen. Welche Maßnahmen helfen, ist individuell verschieden. Fachleute können dazu beraten. Dazu ist es nötig, offen über die Inkontinenz, die praktischen Bedürfnisse und Probleme zu sprechen.

  • Lassen Sie in einer fachärztlichen Praxis für Frauenheilkunde (Gynäkologie) oder für Harnorgane (Urologie) die Ursachen der Harninkontinenz untersuchen. Fragen Sie, welche Therapien möglich sind. Sie können sich auch an ein spezialisiertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum wenden. Eine Übersicht zu zertifizierten Zentren bietet die Deutsche Kontinenz-Gesellschaft. Onlineberatung bietet der Experten-Frageservice dieblase.de.
  • Holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn Sie Folgendes feststellen: zunehmende Inkontinenz, Schmerzen im Unterleib, Beschwerden beim Ausscheiden, Blut im Stuhl oder Urin, anhaltender Durchfall oder Verstopfung, übelriechender Urin. Gleiches gilt bei Hautveränderungen im Intimbereich wie Schwellungen, stark gereizte oder blutende Stellen, schlechte Wundheilung.
  • Holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Medikamente die Inkontinenz verursachen oder verstärken. Eventuell kann die Medikation verändert werden.
  • Informieren Sie sich über Hilfsmittel bei Inkontinenz. Diese können teilweise ärztlich verordnet werden. Holen Sie zur Auswahl und Anwendung fachlichen Rat ein, etwa bei Pflegefachpersonen, im Sanitätshaus oder der Apotheke. Zudem ist es ratsam, Hilfsmittel zu testen. Die Beratung, insbesondere zu Inkontinenzprodukten, sollte diskret erfolgen.
  • Machen Sie einen Pflegekurs. Dort erlernen Sie beispielweise, wie die Intimpflege oder der Wäschewechsel bei einer bettlägerigen Person erfolgen sollte.
  • Nutzen Sie Beratung zur Pflege, zum Beispiel zu Leistungen aus der Pflegeversicherung. Lassen Sie sich auch zur Anpassung der Wohnung beraten. Dies ist auch in speziellen Wohnberatungsstellen möglich.
  • Informieren Sie sich, ob die Inkontinenz vom Versorgungsamt als Behinderung anerkannt werden kann. Lassen Sie sich dazu ärztlich beraten. Mit einem Schwerbehinderten-Ausweis kann man einen Einheits-Schlüssel für behinderten-gerechte Toiletten erhalten. Dieser ist bei Berechtigung kostenpflichtig über den Verein CBF Darmstadt erhältlich.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, zum Beispiel in einer Gruppe für pflegende Angehörige. Bei der Suche können Beratungsstellen und ambulante Pflegedienste helfen. Über die NAKOS-Datenbank können Sie nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe suchen. Eine Übersicht mit Gruppen speziell für Angehörige von Menschen mit Demenz bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Informationen zu Selbsthilfegruppen speziell zu Inkontinenz finden Sie auf der Webseite der Inkontinenz Selbsthilfe.

 

Material zum Thema

Der ZQP-Ratgeber Inkontinenz bietet weiterführende Informationen zu verschiedenen Aspekten im Umgang mit Inkontinenz.

Titelseite der Broschüre „Inkontinenz - Praxistipps für den Pflegealltag“

Ratgeber

Inkontinenz - Praxistipps für den Pflegealltag

Hinweise für die professionelle Pflege

Kontinenz fördernde Maßnahmen

Welche Kontinenz fördernden Maßnahmen individuell sinnvoll sind, sollte möglichst im multidisziplinären Team abgestimmt werden. Pflegerelevante Leitlinien und Standards dienen professionell Pflegenden dabei als fachliche Richtschnur und Handlungshilfe. Dazu gehört zum Beispiel der Expertenstandard zur Kontinenzförderung in der Pflege des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP).

Weitere Informationen

Weitere pflegerelevante Leitlinien, Standards und HTA-Berichte, unter anderem im Zusammenhang mit Inkontinenz, bietet die ZQP-Übersicht.

Zuletzt aktualisiert: 31.10.2021 Nächste Aktualisierung: 30.10.2026