Entlastung in der Pflege

Gut die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird zu Hause allein durch Angehörige versorgt. Zwar kommen Studien zufolge die meisten pflegenden Angehörigen mit der Pflegeaufgabe gut zurecht. Gleichzeitig kann die Pflege aber auch mit vielfältigen Belastungen einhergehen. Dadurch können die Lebensqualität und Gesundheit erheblich beeinträchtigt sein. Deshalb ist Entlastung wichtig.

Welche Belastungen können auftreten?

Belastungsfaktoren für pflegende Angehörige sind vielfältig. Dazu gehören Faktoren, die unmittelbar mit der Pflege zusammenhängen, etwa Stützen, Heben, Scham oder Ekel. Auch geistige Einschränkungen der pflegebedürftigen Person werden als belastend wahrgenommen. Besonders gilt das bei der Pflege von Menschen mit Demenz für die damit einhergehende Veränderungen der Beziehung. Auch herausforderndes Verhalten wie Unruhe oder Aggressivität werden als Belastung empfunden.

Die Pflege kann sich zudem auf andere Bereiche des Lebens auswirken: So berichten pflegende Angehörige über zu wenig Schlaf, freie Zeit und soziale Kontakte. Viele müssen Beruf, Pflege und Familie vereinbaren. Dann kann das Gefühl entstehen, keiner Rolle gerecht zu werden. Teilweise führt die Pflegeaufgabe auch zu finanziellen Problemen und Zukunftsängsten. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Angehörige die Arbeitszeit wegen der Pflege reduzieren.

Wie belastet fühlen sich Pflegende?

Wodurch und wie stark sich pflegende Angehörige aufgrund der Pflege belastet fühlen, ist unterschiedlich. Darauf haben zum einen individuell belastende Faktoren wie Schwierigkeiten bei der Pflege und in der allgemeinen Lebenssituation (Belastungsfaktoren) Einfluss. Zum anderen wird das Belastungsempfinden von individuell stärkenden, stressreduzierenden Faktoren bestimmt (Resilienzfaktoren). Resilienz ist die Fähigkeit, sich nach stressreichen Ereignissen rasch wieder zu erholen.

Bedeutsam für das Belastungsempfinden ist zum Beispiel, wie gut die Pflegeperson die Beziehung zu der pflegebedürftigen Person empfindet oder wie positiv sie gegenüber der Pflegeaufgabe eingestellt ist. Allgemein nehmen sich Pflegepersonen, die sich körperlich gut fühlen, selbst als weniger gestresst wahr. Das gilt auch für ältere Menschen, gut Gebildete und Besserverdienende. Einfluss hat zudem, wie gut pflegende Angehörige sich unterstützt fühlen, ob sie eigenen Interessen nachgehen können und ob sie finanzielle Sorgen haben. Negativ auf das Belastungsempfinden wirken sich die Pflegedauer und der Umfang des Pflegebedarfs aus. Im Vergleich zu Männern fühlen sich pflegende Frauen etwas stärker von der Pflege belastet. Sie sind auch stärker in die Pflege eingebunden.

Pflegende Angehörige berichten darüber hinaus von stärkeren Belastungen, wenn sie mit der pflegebedürftigen Person in einem Haushalt leben. Jedoch kann es auch zu spezifischen Problemen führen, wenn sie nicht in der Nähe wohnen. So berichteten 2022 in einer ZQP-Studie die meisten der rund 1.000 befragten pflegenden Angehörigen, dass sie es als belastend empfinden, in Notsituationen nicht besser helfen zu können.

Daneben gibt es aber auch Daten, die zeigen, dass die Pflegeverantwortung positive Wirkung haben kann: So wird die Pflege eines Angehörigen auch als Bereicherung für das eigene Leben empfunden. Die Pflegetätigkeit kann das Verhältnis zur pflegebedürftigen Person verbessern. Und die pflegebedürftige Person zu Hause gut versorgt zu wissen, kann Kraft geben. Viele ziehen ihre Kraft auch aus Anerkennung für die Pflegeleistung.

Um Überlastung zu vermeiden, ist ein ausgewogenes Verhältnis von Belastungs- und Resilienzfaktoren wichtig. Ein Instrument, um dies individuell festzustellen, ist der Fragebogen zur Angehörigen-Resilienz und -Belastung (FARBE). Es kann von Fachleuten eingesetzt werden, um die Belastungssituation von pflegenden Angehörigen einzuschätzen. Anhand der Ergebnisse können pflegende Angehörige gezielt unterstützt werden, ihre Belastungsfaktoren zu reduzieren und ihre Resilienz zu stärken.

Welche Folgen können Belastungen haben?

Belastungen können unterschiedliche Folgen haben. Darauf weist eine Vielzahl an wissenschaftlichen Studien hin. In einer Befragung des ZQP beispielsweise berichteten 2018 viele pflegende Angehörige von Belastungssymptomen und negativen Gefühlen. Die Hälfte der rund 1.000 Befragten erklärte zum Beispiel, häufig körperliche Beschwerden zu haben. Das sind unter anderem Muskelverspannungen oder Rückenschmerzen. Mehr als ein Drittel war häufig niedergeschlagen und gut ein Viertel wütend oder verärgert. Mehr als die Hälfte berichtete zudem, dass sie zu wenig Zeit für sich oder gemeinsam mit anderen haben. Pflegende Angehörige nutzen außerdem häufiger Schlaf- und Beruhigungsmittel als Nicht-Pflegende. Weitere Studien zeigen, dass das Risiko, eine Depression zu entwickeln, mit der Belastung der Pflegeperson zusammenhängt. Einer aktuellen bundesweiten Befragung zufolge weisen deutlich mehr informell Pflegende depressive Symptome auf als vor der Corona-Pandemie.

Pflegende von Menschen mit Demenz berichten häufiger als Pflegende von Menschen ohne Demenz davon, dass sie die Pflege viel Kraft kostet. Rund ein Drittel der bei Übernahme der Pflege berufstätigen Angehörigen von Menschen mit Demenz arbeitet weniger oder gar nicht mehr.

Solche Belastungen und Gefühle können zum Beispiel zu Frustration, Aggression bis hin zu Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen führen.

Was kann zur Entlastung beitragen?

Was zur Entlastung pflegender Angehöriger beiträgt, hängt mit ihrem individuellen Belastungsempfinden zusammen. Dafür sind die Belastungs- und Resilienzfaktoren bedeutsam. Allgemein fühlen sich Pflegende, die informationelle, emotionale, soziale oder finanzielle Unterstützung erhalten, weniger belastet. Für manche wird es einfacher, wenn sie die Arbeitszeit reduzieren oder den Beruf ganz aufgeben. Andererseits kann es auch als entlastend empfunden werden, arbeiten zu gehen. Denn dies bietet einen Ausgleich zum Pflegealltag und ermöglicht Selbstbestätigung, soziale Kontakte und finanzielle Sicherheit. Individuelle Vereinbarungen mit der Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber können dann hilfreich sein, etwa zu Home-Office oder flexiblen Arbeitszeiten. Außerdem gibt es gesetzliche Regelungen zur Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf wie die Familienpflegezeit. Informationen dazu bietet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Die Pflegeversicherung sieht eine Reihe von Leistungen vor, um die Pflege besser zu bewältigen und einer Überlastung pflegender Angehöriger vorzubeugen. Dazu gehören zum Beispiel Hilfsmittel (§ 40 SGB XI) wie Pflegebett oder Duschhocker, das Pflegeunterstützungsgeld bei kurzzeitiger Arbeitsverhinderung (§ 44a SGB XI), der Entlastungsbetrag (§ 45b SGB XI) oder wohnumfeld-verbessernde Maßnahmen (§ 40 SGB XI).

Angebote zur zeitweisen oder dauerhaften Unterstützung und Entlastung durch die Pflegeversicherung sind:

  • Pflegehilfe durch Pflegedienste für die Pflege, Betreuung und Hilfe im Haushalt, z. B. wenn Angehörige Pflegemaßnahmen nicht übernehmen können oder möchten (§ 36 SGB XI)
  • Ersatz-/Verhinderungspflege zu Hause durch andere Personen, z. B. während pflegende Angehörige im Urlaub sind (§ 39 SGB XI)
  • Tages- oder Nachtpflege in einer teilstationären Einrichtung, z. B. wenn pflegende Angehörige berufstätig sind (§ 41 SGB XI)
  • Kurzzeitpflege in einer vollstationären Einrichtung, z. B. wenn die Pflege zu Hause vorübergehend nicht möglich ist (§ 42 SGB XI)
  • Angebote zur Unterstützung im Alltag, z. B. wenn Angehörige stundenweise verhindert sind (§ 45a SGB XI)

Darüber hinaus gibt es Angebote zur Beratung zur Pflege. Diese bietet zum Beispiel Informationen über Unterstützungsangebote oder finanzielle Hilfen. Gute Beratung vermittelt zudem Wissen und Kompetenzen für die Pflege und trägt so dazu bei, Gesundheitsproblemen bei pflegebedürftigen Menschen, aber auch bei pflegenden Angehörigen vorzubeugen. Durch Pflegekurse und Schulungen können Pflegende mehr Sicherheit bei der Pflege gewinnen.

Angebote, die zur allgemeinen Gesundheitsförderung beitragen können, bieten die Krankenkassen, privaten Krankenversicherungen und die Rentenversicherung. Zum Beispiel gibt es Kurse zu gesunder Ernährung, Bewegung, Entspannung und zum Stressmanagement.

Psychische Entlastung bieten zum Beispiel örtliche Familienberatungsstellen von Kirchen und Nachbarschaftsvereinen an. Zudem kann der Austausch mit Menschen, die in derselben Situation sind, entlasten. Vielerorts haben sich daher Selbsthilfegruppen und Gesprächskreise für pflegende Angehörige etabliert. Diese werden zum Beispiel von Wohlfahrtsverbänden, Nachbarschaftsvereinen, Mehrgenerationenhäusern oder kommunalen Einrichtungen organisiert.

Datenbank Beratung zur Pflege

Beratung zu Leistungen der Pflegeversicherung oder Selbsthilfe ist zum Beispiel bei örtlichen Beratungsstellen erhältlich. Für die Suche bietet das ZQP die kostenlose und werbefreie Datenbank Beratung zur Pflege.

Wieso erreichen Angebote pflegende Angehörige nicht immer?

Die Angebote zur Unterstützung pflegender Angehöriger sind in Deutschland vielfältig. Aber sie sind regional unterschiedlich aufgebaut und verfügbar. Somit sind sie nicht immer für alle pflegenden Angehörigen gut zugänglich.

Zudem kann es sein, dass Angehörige keinen Zugang zu Informationen über bestehende Ansprüche bzw. Angebote haben. Mitunter sind sie zwar über Angebote informiert, nutzen sie aber trotzdem nicht. Gründe könnten zum Beispiel sein, dass sie keinen Bedarf sehen, keine Hilfe annehmen möchten oder Zweifel am Nutzen oder der Qualität haben. Vielfach möchte die pflegebedürftige Person nicht von anderen betreut werden. Pflegende Angehörige gaben in Befragungen zudem an, dass sie Angebote nicht nutzen, weil es ihnen organisatorisch zu aufwändig ist oder es zeitlich nicht passt.

Tipps für pflegende Angehörige

Überlastung vorbeugen

Jemanden zu pflegen kann erfüllend sein, aber auch körperlich und psychisch sehr beanspruchen. Das kann gesundheitliche Probleme bis hin zu Krankheit verursachen und sich negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Gezielte entlastende Maßnahmen können helfen, die Pflege zu erleichtern und vor Überlastung zu schützen.

Wer die Pflege dauerhaft leisten möchte, braucht ausreichend Kraft. Ein gesundheitsbewusstes Verhalten hilft dabei, sich gesund zu fühlen und belastbar zu bleiben.

  • Bewegen Sie sich im Alltag möglichst viel. Gehen Sie regelmäßig spazieren. Nehmen Sie die Treppe statt den Fahrstuhl.
  • Verabreden Sie sich zum Sport oder nehmen Sie an Gruppenangeboten teil, zum Beispiel im Verein. Bewegung in der Gruppe kann zu psychischem Wohlbefinden beitragen.
  • Trinken Sie etwa 1,5 Liter am Tag, am besten Wasser. Erinnern Sie sich falls nötig daran: Platzieren Sie zum Beispiel immer ein volles Glas in der Nähe, stellen Sie sich einen Wecker oder nutzen Sie spezielle Apps. Halten Sie sich an die ärztliche Empfehlung, wenn Sie beispielsweise wegen einer Erkrankung mehr oder weniger trinken sollen.
  • Ernähren Sie sich gesund, das heißt: möglichst abwechslungsreich, ausgewogen und überwiegend pflanzlich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bietet dazu Orientierung und Tipps.
  • Nehmen Sie sich Zeit zum Essen, am besten in netter Gesellschaft und Atmosphäre. Essen Sie nicht nebenbei. Bereiten Sie die Mahlzeiten vor, wenn die Zeit an stressigen Tagen knapp ist. Weitere Tipps bietet das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).
  • Machen Sie regelmäßig Pausen. Arbeiten Sie Aufgaben nacheinander ab. Nehmen Sie sich nicht alles auf einmal vor. Planen Sie lieber zu viel als zu wenig Zeit für Ihre Tätigkeiten ein.
  • Versuchen Sie, ausreichend und erholsam zu schlafen. Wie Sie Schlafproblemen begegnen können, erfahren Sie bei den Tipps für einen guten Schlaf.

Weitere Informationen und Tipps rund um Ernährung und Bewegung bietet die Initiative IN FORM.

Wer eigene Bedürfnisse ständig vernachlässigt, verliert Kraft, wird unzufrieden und kann krank werden. Zudem kann das die Pflegebeziehung belasten. Um die Pflege dauerhaft bewältigen zu können, sollte das Verhältnis von Belastung und Entlastung möglichst ausgewogen sein.

  • Binden Sie Aktivitäten in Ihren Alltag ein, die Ihnen gegen Stress helfen: Machen Sie zum Beispiel Yoga oder Übungen zur Muskelentspannung. Lassen Sie sich massieren. Sie haben auch das Recht, einfach einmal nichts zu tun. Anleitungsvideos zu Ausgleichs-, Atem- und Achtsamkeitsübungen bietet zum Beispiel die Unfallkasse NRW.
  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Interessen, zum Beispiel zum Lesen oder für Kinobesuche.
  • Verbringen Sie regelmäßig bewusst Zeit mit Menschen, mit denen Sie gerne zusammen sind.
  • Sprechen Sie mit vertrauten Menschen so offen wie möglich über Ihre Bedürfnisse. Sie können eine emotionale Stütze sein. Nehmen Sie deren Rat entgegen. Bitten Sie aktiv um Unterstützung.
  • Sorgen Sie für schöne gemeinsame Momente mit der pflegebedürftigen Person. Schauen Sie zum Beispiel zusammen einen Film. Oder blättern Sie in einem Fotoalbum und sprechen Sie über gemeinsame Erlebnisse.
  • Planen Sie feste Urlaubszeiten für sich ein.
  • Informieren Sie sich über spezielle Urlaubsangebote für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Es gibt solche Angebote auch für Menschen mit Demenz.

Weitere Informationen zum Thema Stress und Stressbewältigung erhalten Sie auf der Webseite der Stiftung Gesundheitswissen (SGW).

Körperliche Belastungen bei der Pflege, etwa beim Heben und Stützen der pflegebedürftigen Person, können zu Rückenproblemen führen. Gleiches gilt zum Beispiel bei ungeeigneter Körperhaltung oder mangelnder Fitness. Auch psychische Belastungen wie Sorgen oder Stress können zu Rückenproblemen beitragen.

  • Achten Sie bei körperlich anstrengenden Pflegetätigkeiten auf Ihre Haltung, etwa wenn Sie beim Aufstehen oder beim Positionswechsel helfen. Nutzen Sie zum Anheben die Kraft aus den Armen und Beinen. Dabei gilt: Rücken gerade halten, Muskeln in Rücken und Bauch anspannen und die Tätigkeiten möglichst nah am eigenen Körper durchführen. Verdrehen Sie den Oberkörper nicht. Bewegen Sie sich nicht ruckartig.
  • Nutzen Sie Hilfsmittel, um die Pflege zu erleichtern, beispielsweise einen fahrbaren Duschstuhl, ein Rutschbrett oder ein Pflegebett. Es gibt auch Hilfsmittel, die zur Selbständigkeit pflegebedürftiger Menschen beitragen, etwa ein Rollator oder eine Aufrichthilfe fürs Bett. Ein Pflegebett sollte so eingestellt sein, dass Sie bei der Pflege möglichst aufrecht stehen können.
  • Bitten Sie andere um Hilfe, zum Beispiel beim Heben oder Stützen.
  • Lassen Sie die pflegebedürftige Person so viel wie möglich selbst tun, zum Beispiel bei der Körperpflege. Das trägt auch dazu bei, Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern. Überfordern Sie aber nicht. Anregungen finden Sie bei den Tipps zur Bewegungsförderung.
  • Besuchen Sie Kurse zu rückengerechter Pflege und zum Umgang mit Hilfsmitteln. Oder lassen Sie sich dazu von einer Pflegefachperson anleiten.
  • Stärken Sie Ihren Rücken mit Bewegung und körperlicher Aktivität. Gehen Sie zum Beispiel mehrmals in der Woche spazieren. Erhöhen Sie auch mal das Tempo (Walking). Trainieren Sie den Rücken gezielt, zum Beispiel mit Gymnastik oder in der Rückenschule. Sorgen Sie für Abwechslung. Stärken Sie auch immer wieder andere Muskeln. Überfordern Sie sich jedoch nicht.

Weitere Informationen, unter anderem zu Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Kreuzschmerzen, bietet die Stiftung Gesundheitswissen (SGW). Außerdem erfahren Sie, was Sie bei Rückenschmerzen tun können.

Überlastung kann sich negativ auf die psychische Verfassung auswirken und gesundheitliche Probleme verursachen. Daher ist es wichtig, Anzeichen für Überlastung frühzeitig zu erkennen.

  • Achten Sie auf körperliche Symptome, zum Beispiel: Schlafprobleme, Kopf-, Rücken- oder Nackenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, ständige Müdigkeit.
  • Seien Sie aufmerksam für psychische Anzeichen, zum Beispiel: Unruhe, Niedergeschlagenheit, Angst, Schuldgefühle, Unzufriedenheit, Gereiztheit, Aggressivität.
  • Holen Sie sich möglichst rasch Unterstützung für die Pflege, wenn Sie solche Anzeichen wahrnehmen. Holen Sie auch ärztlichen Rat ein. Die Symptome können auch auf Erkrankungen hindeuten.

Es kann sein, dass sich die Pflege trotz aller Bemühungen nicht allein bewältigen lässt. Unterstützung durch Familie, Freunde und professionell Pflegende kann helfen, mit Anforderungen im Alltag besser umzugehen und Überlastung vorzubeugen. Das ist zum eigenen Wohl und im Interesse der pflegebedürftigen Person wichtig.

  • Holen Sie sich Unterstützung für die Pflege und im Alltag, zum Beispiel beim Heben, beim Einkaufen, bei Arztbesuchen oder nächtlichen Einsätzen. Fragen Sie in der Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Nutzen Sie ehrenamtliche Hilfen.
  • Beobachten und akzeptieren Sie Ihre Belastungsgrenzen. Sprechen Sie offen darüber, was Sie leisten können und was nicht. Lösen Sie sich von der Einstellung „Das bekomme ich schon allein hin“. Halten Sie Ihre Grenzen ein. Machen Sie diese auch gegenüber anderen deutlich.
  • Erstellen Sie einen Plan für den Fall, dass Sie vertreten werden müssen. Stimmen Sie sich mit der pflegebedürftigen Person, ihrem Umfeld und eventuell einem professionellen Pflegedienst ab. Notieren Sie wichtige Informationen für den Fall, etwa zu Allergien, Medikamenten oder Kontaktdaten.
  • Geben Sie die Pflege falls nötig an andere ab, auch wenn es schwerfällt. Dabei kann beispielsweise ein Pflegedienst unterstützen. Das kann auch nur bei Tätigkeiten sein, die besonders belastend sind.
  • Nehmen Sie Lieferdienste in Anspruch, zum Beispiel für Einkäufe oder Essen auf Rädern. Sie können sich auch Medikamente von der Apotheke liefern lassen.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld, falls bei Ihrem Angehörigen oder Ihrer Angehörigen eine Demenz besteht. So können auch andere mit auf die Person Acht geben.
  • Tauschen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen über Erfahrungen, Probleme und Gefühle aus. Nutzen Sie dazu zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe oder einen Gesprächskreis. Kontakte vermitteln zum Beispiel Selbsthilfekontaktstellen, Kirchengemeinden oder Mehrgenerationenhäuser.
  • Nutzen Sie nachbarschaftliche oder ehrenamtliche Angebote. Diese werden teilweise von der Pflegekasse bzw. privaten Pflegeversicherung anerkannt. Fragen Sie dazu bei der Pflegekasse oder privaten Pflegeversicherung nach.
  • Nehmen Sie professionelle Beratung zur Organisation und Entlastung bei der Pflege in Anspruch.

Professionelle Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige können helfen, den Alltag besser zu bewältigen und Überlastung vorzubeugen. Fachleute können dazu beraten und dabei unterstützen, diese in Anspruch zu nehmen.

  • Informieren Sie sich über Unterstützungsangebote aus der Pflegeversicherung. Dazu gehören zum Beispiel die Ersatzpflege, die Verhinderungspflege, ambulante Pflegedienste oder Hilfsmittel. Erste Anlaufstellen sind die gesetzlichen Pflegekassen bzw. privaten Pflegeversicherungen sowie örtliche Beratungsstellen. Fragen Sie auch nach Möglichkeiten zur Wohnungsanpassung, Angehörigengruppen oder ehrenamtlichen Hilfen, zum Beispiel Besuchsdiensten.
  • Sprechen Sie mit Ihrer Arbeitgeberin oder Ihrem Arbeitgeber über Regelungen, um Ihnen die Pflege zu ermöglichen, zum Beispiel Home-Office, Abbau von Überstunden oder flexible Arbeitszeiten. Pflegende Angehörige haben Anspruch auf eine Auszeit, um Beruf und Pflege miteinander vereinbaren zu können.
  • Nutzen Sie einen Pflegekurs. Dort lernen Sie beispielsweise, wie Sie mit Hilfsmitteln umgehen und den Rücken bei der Pflege schonen können. Und Sie gewinnen Sicherheit bei der Pflege.
  • Holen Sie ärztlichen oder pflegefachlichen Rat zum Umgang mit herausforderndem Verhalten ein, zum Beispiel bei Demenz. Dies kann helfen, eine Situation besser einzuschätzen und gelassener damit umzugehen.
  • Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung nach Angeboten zur Entspannung und zum Stressmanagement. Solche Kurse gibt es auch online. Erkundigen Sie sich auch nach Angeboten zur Bewegungsförderung und gesunden Ernährung.
  • Holen Sie ärztlichen Rat ein, wenn Sie Anzeichen für Überlastung wahrnehmen. Schildern Sie dabei auch Ihre Pflegesituation. Fragen Sie nach einer Kur sowie nach Vorsorge- und Rehabilitationsangeboten. Informationen dazu erhalten Sie auch bei Ihrer Krankenkasse oder privaten Krankenversicherung.
  • Nutzen Sie professionelle psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung, wenn Sorgen Ihren Alltag bestimmen. Diese kann auch helfen, wenn Sie zum Beispiel das Gefühl haben, Ihrer Aufgabe nicht gerecht zu werden. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt danach. Informationen und Kontaktdaten zu Anlaufstellen bietet die Bundespsychotherapeutenkammer. Kostenlose psychologische Onlineberatung finden Sie auf www.pflegen-und-leben.de.
  • Nutzen Sie spezialisierte Hilfetelefone für akute Krisen in der Pflege. Hinweise zum Umgang mit Wut und Aggressionen finden Sie bei den Tipps zur Gewaltprävention.

Weitere Angebote und Informationen

Pflegetelefon für pflegende Angehörige

030 20179131

Mo–Do von 9–18 Uhr

www.wege-zur-pflege.de

Das Pflegetelefon ist ein Angebot des Bundesfamilienministeriums. Es bietet Beratung rund um die Pflege, zu Unterstützungsangeboten sowie in Krisensituationen.

Hinweise für die professionelle Pflege

Gesundheitsschutz für Pflegende

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsschutzes sind stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste verpflichtet, Maßnahmen zu treffen, die arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren verhüten. Dazu gehören zum Beispiel eine verlässliche Dienstplanung sowie Angebote zur Entlastung der Beschäftigten, etwa Supervision oder moderierte Fallbesprechungen. Auch spezifische Schulungen können zum Gesundheitsschutz beziehungsweise zur Entlastung von professionell Pflegenden beitragen. Beispiele hierfür sind Schulungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten, zum Rückenstärken und zum Umgang mit Stress. Pflege-Konzepte wie Bobath und Kinästhetik unterstützen die Bewegung von Pflegebedürftigen und tragen gleichzeitig zu schonenden Bewegungsabläufen bei Pflegenden bei. Auch hierfür gibt es spezifische Schulungsangebote.

Zudem gehört es zum betrieblichen Gesundheitsschutz, den Beschäftigten zur Erleichterung der Arbeit Pflegehilfsmittel bereitzustellen und sie bei der Nutzung anzuleiten.

Pflegeeinrichtungen und -dienste sollten für ihre Beschäftigen Informationen zu entsprechenden Angeboten zugänglich machen. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und die Unfallkassen informieren über Möglichkeiten der betrieblichen Gesundheitsförderung.

Außerdem beraten Betriebsärztinnen und Betriebsärzte zur Prävention von psychischer und körperlicher Überlastung.

Weitere Informationen für die Pflegepraxis

Zuletzt aktualisiert: 31.08.2022 Nächste vollständige Überarbeitung: 31.08.2027