Einsamkeit

Langanhaltende Einsamkeit kann die psychische und körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Einige Risikofaktoren für Einsamkeit treffen insbesondere auf ältere und pflegebedürftige Menschen sowie auf pflegende Angehörige zu. Vielfältige Maßnahmen zur sozialen Einbindung und sozialen Unterstützung tragen zur Prävention oder zur Linderung von Einsamkeit bei.

Was bedeutet Einsamkeit?

Einsamkeit ist das belastende Gefühl, Geborgenheit, Zugehörigkeit und Verständnis zu vermissen. Sie kann kurzfristig, in bestimmten Lebenssituationen oder über einen langen Zeitraum auftreten. Vor allem langanhaltende (chronische) Einsamkeit kann zu psychischen und körperlichen Gesundheitsproblemen führen. Kurzfristige Einsamkeit kann dazu motivieren, Kontakte zu vertiefen, wieder aufzunehmen oder neu zu knüpfen. Bei chronischer Einsamkeit wird dies hingegen immer schwieriger.

Einsamkeit entsteht, wenn die Qualität und die Zahl der sozialen Kontakte nicht den persönlichen Bedürfnissen entsprechen. Es ist dabei individuell unterschiedlich, wie viele Kontakte und Freundschaften jemand haben möchte. Während den einen ein großer Bekanntenkreis wichtig ist, genügt den anderen eine enge Freundschaft. Manche Menschen sind viel allein und fühlen sich dabei nicht einsam. Dagegen kann sich jemand einsam fühlen, der viele Kontakte hat. Weil Einsamkeit ein Gefühl ist, kann es von anderen nicht beurteilt werden.

Wenn kaum Kontakt zu anderen Menschen besteht, wird von sozialer Isolation gesprochen. Diese ist ein Risikofaktor für Einsamkeit, muss aber nicht unbedingt dazu führen.

Allgemein gilt: Wer ungewollt sozial isoliert lebt, also wenige positive soziale Kontakte hat, und wer sich einsam fühlt, hat ein erhöhtes Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme.

Einsamkeit

Einsamkeit bedeutet, Geborgenheit, Zugehörigkeit und Verständnis zu vermissen. Auch Menschen, die viele Kontakte haben, können einsam sein.

Soziale Isolation

Soziale Isolation heißt, dass kaum Kontakt zu anderen Menschen besteht. Dies lässt sich objektiv feststellen. Soziale Isolation kann selbst gewählt oder unfreiwillig sein.

Soziale Einbindung

Soziale Einbindung bedeutet, regelmäßig sozialen Kontakt zu anderen Menschen zu haben, gemeinsam aktiv zu sein, sich verbunden zu fühlen und Wertschätzung zu erfahren.

Soziale Unterstützung

Unter sozialer Unterstützung versteht man praktische Hilfe, Rat oder Trost durch ein Netzwerk von Personen, etwa aus Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft oder Institutionen.

Soziale Einbindung trägt zu einem Gefühl der Zugehörigkeit bei. Dies kann helfen, Einsamkeit vorzubeugen und sich positiv auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Zudem kann soziale Unterstützung helfen, Belastungen, Krankheit und Pflegebedürftigkeit besser zu bewältigen. In welchem Umfang und in welcher Weise soziale Einbindung und Unterstützung gesundheitsfördernd sind, hängt mit den individuellen Bedürfnissen zusammen.

Wie verbreitet ist Einsamkeit?

Um die Verbreitung von Einsamkeit zu erfassen, wird in Studien nach Einsamkeitsgefühlen und sozialen Kontakten gefragt. Dabei unterscheiden sich die Studien-Methoden, etwa wie Einsamkeit definiert und gemessen wird. Dann sind die Ergebnisse nicht gut vergleichbar.

Aktuell zeigt die Forschung für Deutschland, dass die meisten Menschen hierzulande nicht einsam oder sozial isoliert sind. Das gilt über alle Altersgruppen hinweg. Dennoch ist Einsamkeit keine Ausnahme.

Ob und wie sich das Einsamkeitserleben mit dem Alter verändert, lässt sich anhand der Studienlage nicht eindeutig bestimmen. Einige Studien haben ermittelt, dass Einsamkeit vermehrt bei jungen und hochaltrigen Menschen vorkommt. Manche Auswertungen zeigen, dass Einsamkeit im Altersverlauf abnimmt.

Analysen des Deutschen Alterssurveys (DEAS) haben ergeben, dass das Einsamkeitsrisiko zwischen dem Alter von 40 und 65 sinkt. Danach steigt es wieder. Von den über 90-Jährigen fühlten sich circa 11 Prozent einsam. Sie sind jedoch nicht häufiger einsam als die 40-Jährigen. Die Wahrscheinlichkeit sozialer Isolation nimmt mit dem Alter zu und ist mit 20 Prozent bei über 90-Jährigen höher als in anderen Altersgruppen. Die Daten dieser Studie basieren auf wiederholten Befragungen von insgesamt über 20.000 Menschen ab 40 Jahren von 1996 bis 2017.

Aussagen zum Einsamkeitserleben speziell bei älteren pflegebedürftigen Menschen sind nur eingeschränkt möglich, denn es liegen nur wenige Daten vor. Eine Ursache ist, dass sie für Befragungen nicht gut erreichbar sind, etwa wegen der Pflegebedürftigkeit oder der Wohnsituation.

In der Studie D80+ Hohes Alter in Deutschland wurden 2020/2021 über 10.000 Menschen ab 80 Jahren zum Einsamkeitserleben befragt, davon ungefähr 1.000 in Pflegeheimen. Hier gaben rund 9 Prozent der Menschen im Alter von 80 bis 84 Jahren und knapp 22 Prozent der über 90-Jährigen an, einsam zu sein. Mehr Menschen in Pflegeheimen berichteten von Einsamkeit (circa 35 Prozent) als in Privathaushalten (knapp 10 Prozent). Gründe dafür könnten laut den Autoren und Autorinnen der Studie sein, dass Menschen in Pflegeheimen deutlich seltener in einer Partnerschaft leben und kleinere soziale Netzwerke haben als Menschen, die zu Hause wohnen. Zum Zeitpunkt der Befragung waren wegen der Corona-Pandemie soziale Kontakte teils erheblich eingeschränkt. Die Autoren und Autorinnen der Studie schätzen, dass sich in dieser Zeit der Anteil der über 80-Jährigen mit Einsamkeitserleben verdoppelt hatte.

In einer Studie zur häuslichen Pflege des Sozialverbands VdK aus dem Jahr 2021 sagten 23 Prozent von circa 3.700 pflegebedürftigen Menschen verschiedener Altersgruppen, sich einmal in der Woche einsam und verlassen zu fühlen. Bei 19 Prozent war dies täglich der Fall. Zudem gibt es Hinweise auf soziale Isolation: Rund 20 Prozent von gut 900 pflegebedürftigen Personen sagten, dass sie neben der Hauptpflegeperson keine weiteren sozialen Kontakte haben.

Das Einsamkeitserleben pflegender Angehöriger in Deutschland lässt sich nur eingeschränkt aus der aktuellen Studienlage ableiten.

Anhaltspunkte für ein erhöhtes Einsamkeitsrisiko finden sich in einer bundesweiten Studie für den Barmer Pflegereport 2018: Hier gaben knapp 23 Prozent der über 1.800 befragten pflegenden Angehörigen an, dass sich die Pflege negativ auf Freundschaften auswirke. Rund 11 Prozent berichteten, nie genug Zeit für den Kontakt in der Familie, im Freundeskreis oder der Nachbarschaft zu haben. Etwa 12 Prozent fühlten sich meistens oder die ganze Zeit allein und hilflos.

Ähnliches ergab eine Studie zur häuslichen Pflege des Sozialverbands VdK, für die im Jahr 2021 unter anderem pflegende Angehörige befragt wurden. Darin sagten fast 21 Prozent von knapp 19.000 pflegenden Angehörigen, dass sie keine oder eher keine Menschen haben, auf die sie sich immer verlassen könnten.

Was sind Risikofaktoren für Einsamkeit?

Einsamkeit wird von individuellen, sozialen, räumlichen und gesellschaftlichen Faktoren beeinflusst. Allgemeine Risikofaktoren für Einsamkeit sind schlechte körperliche Gesundheit, psychische Erkrankungen wie Depression, niedriges Einkommen, geringe Bildung oder ein Migrationshintergrund. Auch wer Diskriminierung erlebt oder sich ausgeschlossen fühlt, ist für Einsamkeit gefährdet. Weitere Risikofaktoren sind ein kleines soziales Netzwerk und soziale Isolation. Das Risiko kann daher auch erhöht sein, wenn für soziale Kontakte im Alltag wenig Zeit ist. Dies kann zum Beispiel pflegende Angehörige betreffen.

Einige Risikofaktoren für Einsamkeit treffen insbesondere auf die Situation älterer pflegebedürftiger Menschen zu. So wird es mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher, nahestehende Menschen zu verlieren und allein zu leben. Mittelfristig ist eine deutliche Zunahme alleinlebender älterer Menschen zu erwarten. Hinzu kommt, dass Angehörige beispielsweise beruflich bedingt eventuell nicht in der Nähe leben. Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität), Inkontinenz, Probleme beim Sehen, Hören oder Gehen sowie kognitive Einschränkungen können zu Einsamkeit beitragen. Gleiches gilt für ein hohes Sturzrisiko sowie die Angst vor Stürzen. Diese Faktoren können einerseits zu sozialem Rückzug führen. Zum anderen sind in diesen Fällen die Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen (soziale Teilhabe), mitunter erheblich einschränkt.

Auch Umgebungsfaktoren können das Risiko für Einsamkeit erhöhen, zum Beispiel wenn die Wohnung und das Wohnumfeld nicht barrierearm und sicher sind. Oder wenn passende Gelegenheiten und geeignete Angebote für soziale Kontakte und Aktivitäten fehlen oder schlecht erreichbar sind.

Die Ergebnisse der ZQP-Studie Wohnen mit Pflegebedürftigkeit, für die im Jahr 2023 über 1.000 pflegende Angehörige befragt wurden, deuten darauf hin, dass dies relevante Probleme für viele pflegebedürftige Menschen sind. Jeweils etwa 40 Prozent der Befragten bewerteten die Fußwege für Menschen mit Problemen beim Gehen als nicht gut oder das Treppenhaus als unsicher. Viele, die Defizite im Wohnumfeld sahen, berichteten, dass die pflegebedürftige Person die Wohnung einmal pro Woche oder seltener verlasse. 29 Prozent schätzten die Verfügbarkeit von Tagespflegeangeboten als schlecht ein. Darüber hinaus gaben lediglich 33 Prozent der Befragten an, dass die pflegebedürftige Person regelmäßig Kontakt zu anderen Menschen habe, etwa aus Nachbarschaft, Freundeskreis oder sozialen Einrichtungen.

Welche Folgen kann Einsamkeit haben?

Chronische Einsamkeit kann körperlich und psychisch zu Gesundheitsproblemen führen und negative soziale Folgen haben. Teilweise sind dies auch Risikofaktoren für Einsamkeit.

Beispiele für Folgen

  • Schmerzen
  • körperliche Einschränkungen, verminderte Mobilität und Selbstständigkeit
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall
  • Diabetes
  • beeinträchtigtes Immunsystem
  • verringerte Lebenserwartung
  • Schlafprobleme
  • geistiger Abbau, Demenz
  • weniger positive und mehr negative Gefühle, etwa Scham, Sorgen, Misstrauen
  • geringeres Selbstwertgefühl, geringere Lebenszufriedenheit
  • Ängste, Depression
  • Lebensmüdigkeit bis hin zu Suizidalität
  • ungesunde Lebensweise, etwa Rauchen, mangelnde Bewegung, mangelnde Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung
  • Probleme, angenehme soziale Beziehungen zu gestalten
  • sozialer Rückzug
  • geringere gesellschaftliche oder politische Beteiligung
  • reduziertes Vertrauen in Personen, Beziehungen und Institutionen

Was kann zur Prävention von Einsamkeit beitragen?

Zur Prävention von Einsamkeit bei älteren pflegebedürftigen Menschen sowie pflegenden Angehörigen bedarf es vielfältiger Angebote und Maßnahmen. Dabei sind individuelle Aspekte wie Ursachen und Bedürfnisse sowie übergreifende Maßnahmen relevant.

Um Einsamkeit vorzubeugen, sind Sensibilisierung und Aufklärung aller am Pflegesetting Beteiligter bedeutsam. Dabei sind Ursachen, Anzeichen, Folgen und Möglichkeiten zur Prävention von Einsamkeit zentrale Aspekte. Entsprechendes Wissen und kommunikative Kompetenzen helfen, Einsamkeitserleben zu erkennen, sensibel anzusprechen sowie individuell geeignete Maßnahmen anzuregen oder zu vermitteln. Relevante Akteure sind hierbei zum Beispiel Angehörige, professionell Pflegende, Ärzte, Ärztinnen, Physiotherapeuten, Physiotherapeutinnen, Pflegeberater, Pflegeberaterinnen und ehrenamtlich Helfende.

Professionelle Beratung in Hinblick auf Risikofaktoren sowie die Behandlung von Gesundheitsproblemen können zur Prävention von Einsamkeit beitragen. Zudem kann diese helfen, mit den Folgen von Einsamkeit umzugehen und diesen entgegenzuwirken. Beispiele sind Beratung zu Mobilitäts- oder Kommunikationshilfen, zum Umgang mit Inkontinenz sowie die ärztliche Behandlung von Schmerzen, Schlafproblemen oder Depression. Psychologische Beratung oder Psychotherapie können emotional entlasten und soziale Kompetenzen stärken.

Ein wichtiger Aspekt zur Prävention von Einsamkeit ist soziale Unterstützung durch ein Netzwerk aus Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft oder Institutionen. Praktische Hilfe kann Aktivitäten und Kontakte ermöglichen. Für pflegebedürftige Menschen können hierzu zum Beispiel informelle, ehrenamtliche oder professionelle Angebote wie Begleitung bei Aktivitäten oder der Anfahrt hilfreich sein. Pflegende Angehörige können spezifische Angebote zur Entlastung von der Pflege nutzen. Zudem kann soziale Unterstützung in Form von Rat oder Trost helfen, Einsamkeit vorzubeugen oder entgegenzuwirken. Hierzu können auch Angebote zur sozialen Teilhabe beitragen.

Lokale, leicht erreichbare sowie zielgruppengerecht und partizipativ gestaltete Angebote können soziale Kontakte fördern. Dazu gehören etwa Nachbarschaftstreffs, Mehrgenerationenhäuser, Gruppenangebote zur Freizeitgestaltung oder Gesundheitsförderung sowie Tagespflegeeinrichtungen. Daneben kommt zugehenden Angeboten wie ehrenamtlichen Besuchsdiensten Bedeutung zu. Solche Angebote für pflegebedürftige Menschen können außerdem zur Entlastung von pflegenden Angehörigen beitragen.

Telefonische Unterstützungsangebote können vertrauliche Gespräche bieten, Telefonfreundschaften vermitteln sowie über örtliche Angebote für ältere Menschen informieren. Telefonische Kontakte können insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sehr bedeutsam sein, um soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.

Gleiches gilt für digitale Kommunikationsmittel wie Video-Telefonie und Messenger-Apps. Um diese Technik zu nutzen, sind entsprechende Kenntnisse und eventuell praktische Unterstützung nötig. Zur Stärkung der dafür relevanten Kompetenzen von pflegebedürftigen Menschen und professionell Pflegenden können Pflegeeinrichtungen und -dienste Zuschüsse aus Mitteln des Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung beantragen (§ 8 Abs. 8 SGB XI). Darüber hinaus gibt es weitere gesetzliche Leistungen, die unter anderem auf die Förderung der sozialen Einbindung pflegebedürftiger Menschen abzielen.

Ein barrierearmes Umfeld kann dazu beitragen, Einsamkeit bei älteren pflegebedürftigen Menschen zu verringern. So kann ein Wohnumfeld mit leicht erreichbaren öffentlichen Verkehrsmitteln, vielen Sitzgelegenheiten und sicheren Gehwegen die soziale Teilhabe erleichtern. Gleiches gilt für eine barrierearme bauliche Gestaltung öffentlicher Einrichtungen. Eine Wohnung, die an die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person angepasst ist, sowie technische Unterstützungssysteme können eine sichere Mobilität fördern.

Verschiedene politische Initiativen haben die Prävention von Einsamkeit sowie die Förderung sozialer Teilhabechancen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zum Ziel.

In Deutschland wurde im Jahr 2023 die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit verabschiedet. Sie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) federführend erarbeitet. Ziel ist es, für das Thema zu sensibilisieren und Maßnahmen in Forschung und Praxis zu fördern. Dazu gehört unter anderem das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE), das sich der Forschung, Netzwerkarbeit und dem Wissenstransfer widmet. Es bietet beispielsweise wissenschaftliche Expertisen und eine Übersicht deutschlandweiter Angebote gegen Einsamkeit. Die Langzeitentwicklung von Einsamkeit in Deutschland beleuchtet das Einsamkeitsbarometer 2024 des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die World Health Organization (WHO) hat die Commission on Social Connection (2024–2026) initiiert. Diese soll weltweit Maßnahmen zur Förderung sozialer Kontakte erarbeiten und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft untersuchen.

Tipps für pflegende Angehörige

Einsamkeit bei pflegebedürftigen Menschen vorbeugen

Langanhaltende Einsamkeit kann sehr belastend sein und zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen. Die Ursachen für Einsamkeit bei pflegebedürftigen Menschen sind vielfältig. So können zum Beispiel Probleme beim Gehen, Sehen oder Hören die Möglichkeiten einschränken, am sozialen Leben teilzuhaben. Auch Krankheitssymptome wie Schmerzen, Inkontinenz und kognitive Beeinträchtigungen können dazu beitragen.

Um vorzubeugen oder entgegenzuwirken, ist insbesondere soziale Einbindung bedeutsam. Das bedeutet: regelmäßige positive Kontakte und ein aktives soziales Leben. Dies fördert die Gesundheit und kann zudem dazu beitragen, Krankheit und Pflegebedürftigkeit besser zu bewältigen. Auch das Gefühl von Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt. Dabei ist es individuell unterschiedlich, in welchem Umfang und in welcher Weise soziale Einbindung förderlich ist. Dies hängt mit den Ursachen für das Einsamkeitserleben sowie den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten zusammen.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, pflegebedürftige Menschen hierbei zu unterstützen.

Regelmäßige positiv wahrgenommene Kontakte mit anderen Menschen können Einsamkeit vorbeugen oder entgegenwirken. Jedoch kann es für pflegebedürftige Menschen schwierig sein, soziale Kontakte aktiv zu pflegen.

  • Fragen Sie die pflegebedürftige Person nach ihren Wünschen: Welche Kontakte möchte sie verstärken? Wie könnten Sie konkret helfen? Bestärken Sie die pflegebedürftige Person, vor allem solche Kontakte zu fördern, die sie positiv wahrnimmt.
  • Ermutigen Sie die pflegebedürftige Person dazu, aktiv Kontakte aufzunehmen, etwa zu Angehörigen, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft.
  • Achten Sie darauf, dass das Telefon der pflegebedürftigen Person gut erreichbar und einfach zu bedienen ist. Besorgen Sie zum Beispiel ein Telefon mit größeren Tasten. Stellen Sie die Hörer-Lautstärke passend ein. Speichern Sie wichtige Telefonnummern ab, zum Beispiel als Kurzwahltasten.
  • Rufen Sie die pflegebedürftige Person regelmäßig an. Oder besuchen Sie sie. Legen Sie vielleicht bestimmte Tage für Telefonate oder Besuche fest.
  • Regen Sie auch andere an, die pflegebedürftige Person regelmäßig anzurufen oder zu besuchen, etwa Verwandte oder Bekannte. Oder nutzen Sie ehrenamtliche Besuchsdienste.
  • Helfen Sie, digitale Kommunikationsmittel wie Video-Telefonie oder E-Mails zu nutzen. Informationen für ältere Menschen zum Umgang mit digitalen Geräten und Anwendungen bietet das Projekt Digitaler Engel oder das Lernangebot Digital-Kompass.
  • Organisieren Sie regelmäßige Sehtests und Hörtests. Sorgen Sie bei Bedarf für eine geeignete Brille oder ein Hörgerät.
  • Unterstützen Sie die pflegebedürftige Person dabei, Besuche so zu empfangen, wie sie es gerne hat. Zum Beispiel: Helfen Sie beim Anziehen und Zurechtmachen. Bereiten Sie vielleicht den Kaffeetisch vor.

Aktivitäten mit anderen Menschen können Freude machen, das Gefühl von Zugehörigkeit geben und von Alltagssorgen ablenken. Allerdings ist es für pflegebedürftige Menschen teilweise schwer, dies selbstständig umzusetzen.

  • Unterstützen Sie dabei, möglichst mobil zu bleiben. Wie Kraft und Beweglichkeit bei pflegebedürftigen Menschen gefördert werden können, erfahren Sie bei den Tipps gegen Bewegungsmangel.
  • Gehen Sie regelmäßig gemeinsam an die frische Luft. Nutzen Sie wenn nötig Hilfsmittel, etwa einen Rollator oder einen Rollstuhl. Tipps zum sicheren Umgang mit dem Rollator finden Sie auf der Themenseite Rollator.
  • Unterstützen Sie beim Umgang mit Inkontinenz.
  • Pflegen Sie Rituale oder Gewohnheiten: Gehen Sie zum Beispiel an einem festen Tag in der Woche in den Park.
  • Unterstützen Sie dabei, Interessen weiter nachzugehen. Lesen Sie zum Beispiel die Tageszeitung vor, lösen Sie gemeinsam Rätsel oder spielen Sie ein Brettspiel.
  • Beziehen Sie die pflegebedürftige Person in Alltagstätigkeiten ein. Kochen Sie zum Beispiel gemeinsam, legen Sie gemeinsam Wäsche zusammen.
  • Ermutigen Sie dazu, an Gruppenaktivitäten teilzunehmen, zum Beispiel an einer Bewegungsgruppe. Solche Angebote gibt es zum Beispiel von Krankenkassen, Nachbarschafts-Treffs, Begegnungsstätten, Mehrgenerationenhäusern und Religionsgemeinschaften. Oder nutzen Sie Online-Angebote, etwa für Quiz-Runden, Lesungen oder Workshops. Eine Übersicht zu regionalen, telefonischen und digitalen Angeboten bietet das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE).
  • Besprechen Sie mit der pflegebedürftigen Person, ob ehrenamtliche Unterstützung organisiert werden sollte, etwa für Besuche oder Unternehmungen. Fahrdienste werden zum Beispiel von Wohlfahrtsverbänden angeboten.
  • Helfen Sie, Friseurtermine und professionelle Fußpflege wahrzunehmen. Oftmals werden auch Hausbesuche angeboten.

Das Gefühl, allein und hilfebedürftig zu sein, kann verunsichern und belastende Sorgen sowie Ängste auslösen. Mit Fürsorge und Verlässlichkeit können Sie Sicherheit vermitteln.

  • Versichern Sie der pflegebedürftigen Person, dass Sie für sie da sind.
  • Erkundigen Sie sich regelmäßig nach dem Befinden. Regen Sie auch andere dazu an. Legen Sie vielleicht bestimmte Tage für Telefonate oder Besuche fest. Auch ein ehrenamtlicher Besuchsdienst kann hilfreich sein.
  • Legen Sie eine Liste mit wichtigen Telefonnummern bereit, beispielsweise von Familienmitgliedern, der hausärztlichen Praxis oder dem Pflegedienst. Oder speichern Sie diese im Telefon ab.
  • Besprechen Sie mit der pflegebedürftigen Person, ob die Wohnsituation und Betreuung ihren Bedürfnissen entsprechen. Überlegen Sie gemeinsam, was geändert werden sollte. Nutzen Sie auch fachliche Beratung.

Menschen mit Demenz haben aufgrund kognitiver Einschränkungen besondere Schwierigkeiten, Kontakte zu haben und an Aktivitäten teilzunehmen. Sie benötigen spezifische Unterstützung zur sozialen Einbindung.

  • Binden Sie die Person mit Demenz so weit wie möglich in alltägliche Aufgaben, Aktivitäten und Gespräche ein. Achten Sie darauf, nicht zu überfordern. Bewerten und kommentieren Sie die Umsetzung und das Verhalten nicht negativ.
  • Helfen Sie, Berührungsängste im direkten Umfeld abzubauen: Informieren Sie zum Beispiel über die Demenz und eventuell unerwartetes Verhalten, wie Unruhe, lautes Rufen und Orientierungslosigkeit. Verwenden Sie sogenannte Verständnis-Kärtchen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Damit können Sie in der Öffentlichkeit diskret auf die Situation hinweisen.
  • Helfen Sie, spezielle Angebote für Menschen mit Demenz zu nutzen, etwa zur Beschäftigung oder Bewegung. Adressen erhalten Sie zum Beispiel bei der Beratung zur Pflege oder der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
  • Hängen Sie einen Wochenplan auf, um an Vorhaben und Kontakte zu erinnern. Eine Vorlage bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft.

Ob sich jemand einsam fühlt, ist für andere nicht immer zu erkennen. Denn dies hängt nicht unbedingt damit zusammen, ob die Person tatsächlich allein ist. Zudem sprechen Menschen, die sich einsam fühlen, vielleicht nicht darüber.

  • Achten Sie auf die Umstände, zum Beispiel: Hat die pflegebedürftige Person kaum soziale Kontakte? Ist die Mobilität sehr eingeschränkt? Fehlt es an Transportmöglichkeiten?
  • Nehmen Sie Anzeichen für Einsamkeit wahr, zum Beispiel: Wirkt die pflegebedürftige Person traurig? Spricht sie davon, sich allein zu fühlen, einsam oder von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein? Achten Sie auch auf Beschwerden wie Antriebslosigkeit, Schlafprobleme, Gereiztheit, Ängste.
  • Fragen Sie sensibel nach, was die pflegebedürftige Person sich in Bezug auf Kontakte wünscht.
  • Versuchen Sie herauszufinden, woran es liegt, falls sich die pflegebedürftige Person zurückzieht. Fragen Sie auch nach Sorgen, Ängsten sowie Belastungen bei sozialen Kontakten, zum Beispiel in Freundschaften und in der Partnerschaft. Mögliche Gründe können zum Beispiel sein: Schamgefühle aufgrund von Inkontinenz oder Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen, etwa wegen Demenz. Achten Sie auch auf Anzeichen einer Depression. Die Stiftung Gesundheitswissen (SGW) bietet dazu weitere Informationen, unter anderem zu Symptomen bei älteren Menschen.
  • Unterstützen Sie die pflegebedürftige Person dabei, die Umstände zu verändern, die bei ihr zu Einsamkeitsgefühlen beitragen: Fördern Sie zum Beispiel Kontakte und Aktivitäten.
  • Holen Sie fachlichen Rat ein, wenn Sie Anzeichen für Einsamkeit wahrnehmen. Gleiches gilt, wenn Sie sich selbst einsam fühlen.

Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Lebensmüdigkeit und Suizidalität. Mehr dazu erfahren Sie im ZQP-Einblick Lebensmüdigkeit.

Fachleute können helfen, individuelle Risiken, Warnsignale und Ursachen für Einsamkeit einzuschätzen und entgegenzuwirken. Das gilt sowohl bei pflegebedürftigen Menschen als auch bei pflegenden Angehörigen.

  • Wenden Sie sich bei Anzeichen für Einsamkeit an den Hausarzt, die Hausärztin oder an die Pflegefachperson. Fragen Sie, welche Möglichkeiten es gibt, sozialer Isolation und Einsamkeitsgefühlen entgegenzuwirken. Holen Sie eventuell auch Unterstützung bei einer psychologischen Beratung ein.
  • Erkundigen Sie sich nach Angeboten zur Unterstützung im Alltag, zum Beispiel Alltagsbegleitung oder Nachbarschaftshilfe. Diese sollen unter anderem dazu beitragen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Für immobile Menschen gibt es Fahrdienste. Zur Sicherheit können zum Beispiel ein Hausnotrufsystem und Lieferdienst für Mittagessen beitragen. Informationen erhalten Sie zum Beispiel bei der Pflegekasse, der privaten Pflegeversicherung oder der Beratung zur Pflege.
  • Schlagen Sie der pflegebedürftigen Person vor, spezielle Angebote zur psychischen Unterstützung für ältere, isoliert lebende und einsame Menschen zu nutzen. Informationen zu Krisendiensten und Beratungsstellen bietet die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention. Die Telefon-Seelsorge ist telefonisch unter 0800 – 111 0 111 sowie per E-Mail oder Chat erreichbar. Wenden Sie sich an diese Stellen auch in akuten Krisen.
  • Nutzen Sie fachlichen Rat und professionelle Unterstützungsangebote, wenn Sie sich selbst einsam fühlen. Es kann hilfreich sein, Aufgaben abzugeben und Auszeiten von der Pflege zu organisieren. Hinweise dazu finden Sie bei den Tipps zur Entlastung für pflegende Angehörige.

Silbernetz-Telefon

0800 4 70 80 90

Mo-So: 8 bis 22 Uhr

www.silbernetz.org

Silbernetz ist ein kostenfreies, anonymes Telefonangebot für einsame Menschen ab 60 Jahren. Es bietet vertrauliche Gespräche, vermittelt Telefonfreundschaften und informiert über Angebote in der Nähe.

Material zum Thema

Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Lebensmüdigkeit und Suizidalität. Der ZQP-Kurzratgeber Wenn ältere pflegebedürftige Menschen lebensmüde sind informiert über Ursachen, Anzeichen und den Umgang mit Lebensmüdigkeit und Suizidalität bei pflegebedürftigen Menschen. Zudem enthält der Ratgeber Hinweise zu Beratungs- und Unterstützungsangeboten.

Titelseite der Broschüre „Wenn ältere pflegebedürftige Menschen lebensmüde sind“

Einblick

Wenn ältere pflegebedürftige Menschen lebensmüde sind

Hinweise für die professionelle Pflege

Wissensressourcen zu Einsamkeit

Professionell Pflegende können dazu beitragen, Einsamkeit bei pflegebedürftigen Menschen vorzubeugen oder zu lindern. Dazu sind unter anderem Sensibilität, Wissen über Anzeichen und geeignete Maßnahmen sowie Kompetenzen zur Kommunikation und Beratung erforderlich.

Gesprächsangebote im Pflegealltag können soziale Interaktion fördern beziehungsweise Hinweise auf Einsamkeitserleben ergeben. Professionell Pflegende können pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen über spezielle Beratungs- und Unterstützungsangebote informieren und Kontakte vermitteln. Hilfreich ist eine gute Zusammenarbeit mit weiteren an der Versorgung Beteiligten, zum Beispiel mit ärztlichem Personal oder ehrenamtlich Helfenden. Dazu sind in der professionellen Pflege zudem organisationsbezogene Konzepte, zum Beispiel zur gezielten Einbindung gefährdeter Personen in Gruppeninterventionen und eine aktive Vernetzung mit lokalen Angeboten sinnvoll.

In Fort- und Weiterbildungen erhalten professionell Pflegende Fachwissen zum Beispiel zu Kommunikation und Gesprächsführung. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet Pflegenden eine kostenfreie Online-Schulung zum Thema Depression und Suizidalität bei älteren pflegebedürftigen Menschen.

Pflegerelevante Leitlinien und Standards dienen als Handlungshilfe für die professionelle Pflege. Mit der sozialen Teilhabe pflegebedürftiger Menschen beschäftigen sich zum Beispiel:

Weitere Informationen

Zuletzt aktualisiert: 09.10.2024 Nächste vollständige Überarbeitung: 16.05.2029