Berlin. 19. April 2017. In Deutschland erhalten 2,9 Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Um Pflegebedürftige und Angehörige bei den Herausforderungen, die Pflegebedürftigkeit mit sich bringen kann, zu unterstützen, gibt es einen Anspruch auf kostenlose professionelle Pflegeberatung. Pflegegeldempfänger sind sogar verpflichtet, regelmäßige Beratungsbesuche in Anspruch zu nehmen. Solche Besuche finden über 2 Millionen Mal jährlich statt.
Gute Beratung zur Pflege hilft, die Pflege bestmöglich zu organisieren. Sie trägt dazu bei, dass Pflegebedürftige gut versorgt und Angehörige entlastet werden. Doch für viele Bürger gibt es offenbar Hürden, die Beratungsangebote zu nutzen: Laut einer repräsentativen Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) sind die Beratungsstellen oft nicht bekannt. Außerdem ist die Beratungslandschaft unübersichtlich. Mehr als 4.500 nicht-kommerzielle Angebote hat das ZQP im gesamten Bundesgebiet recherchiert – und in einer frei zugänglichen Datenbank auffindbar gemacht. Ist dann ein Angebot gefunden, bleibt allerdings die Frage, was man von der Beratung erwarten darf.
„Das Beratungsangebot zur Pflege ist regional sehr unterschiedlich. Teilweise ist es dünn gesät, andernorts so vielfältig, dass es selbst für Experten kaum durchschaubar ist. Anforderungen an Beratungsleistungen waren zudem bisher nur vage formuliert. Für Beratungssuchende ist die Qualität daher auch nur sehr schwer selbst einzuschätzen“, erläutert Dr. Ralf Suhr, Vorstandvorsitzender des ZQP.
Daher hat das ZQP nun eine Checkliste mit den zehn wichtigsten Merkmalen guter Beratung zur Pflege herausgegeben. Diese basiert auf dem im vergangenen Jahr vorgelegten „Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege“. Der Qualitätsrahmen formuliert umfassend die Anforderungen an gute Beratung in der Pflege und wurde vom ZQP gemeinsam mit ausgewiesenen Wissenschaftlern und anderen relevanten Akteuren erarbeitet, wie Bundesministerien, Verbrauchervertretern, Pflegekassen, Leistungserbringern und Vertretern der Pflegeberufe.
„Beratung soll pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen unterstützen, selbstbestimmt über Pflege zu entscheiden. Hohe Beratungsqualität ist ein zentraler Beitrag zu guter Pflege. Deswegen bieten wir an, unsere kostenlose Checkliste als Orientierungshilfe im Beratungsdschungel zu nutzen“, so Suhr.
Wichtige Merkmale guter Beratung sind zum Beispiel, dass die Beratung sich nach der individuellen Situation des Pflegebedürftigen richtet und die Beratungsziele mit dem Ratsuchenden abgestimmt werden. Der Berater soll für die Beratungsaufgabe qualifiziert sein und von sich aus zentrale Themen ansprechen, wie z. B. die familiäre Situation, Finanzierung der Pflege, pflegepraktische Fragen und Möglichkeiten zur Entlastung pflegender Angehöriger. Überdies klären sie über Ansprüche z. B. aus der Pflegeversicherung und zu Rechten gegenüber Pflegeanbietern auf. Zudem sollte die Beratung, wenn nötig, zeitnah – etwa 48 Stunden nach Anfrage – erfolgen.