Berlin, 15. Mai 2023. Viele pflegebedürftige Menschen wenden regelmäßig Medikamente an, z. B. Tabletten, Tropfen oder Salben. Dabei werden sie oftmals von Angehörigen unterstützt. Damit sind verantwortungsvolle Aufgaben verbunden, wie Medikamente besorgen, aufbewahren, richten und richtig anwenden oder an die Einnahme erinnern. Solche Tätigkeiten bergen das Risiko von Irrtümern und Missverständnissen – und damit von Medikationsfehlern. Diese können zu schweren Gesundheitsproblemen führen, etwa zu Herz-Kreislauf-Problemen, Verwirrtheit oder Stürzen, aber auch Nieren und Leber schädigen. Das Risiko für Medikationsfehler steigt mit der Anzahl der Medikamente und ist gerade bei einer Multimedikation hoch, d. h., wenn mindestens fünf ärztlich verordnete Wirkstoffe gleichzeitig angewendet werden. Das gilt für rund 60 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland.
„Bei der Medikation zu helfen, ist eine verantwortungsvolle und anspruchsvolle Aufgabe. Deshalb sollten pflegende Angehörige hierzu gut informiert sein, z. B. darüber, wofür, wann, wie und in welcher Dosis ein Medikament angewendet werden soll, was bei der Lagerung zu beachten ist und welche Neben- und Wechselwirkungen auftreten können“, sagt Daniela Sulmann, Geschäftsleiterin und Pflegeexpertin der gemeinnützigen Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Hierfür bietet das ZQP einfach verständliche und werbefreie Informationen. Zudem gibt es eine Vielzahl an konkreten praktischen Hinweisen, beispielweise zum Umgang mit Schluckproblemen bei der Tabletteneinnahme und zur Unterstützung von Menschen mit Demenz bei der Medikation.
Eine wichtige Grundregel für pflegende Angehörige ist, die Medikamente so anzuwenden, wie ärztlich verordnet. „Jegliche Fragen zur Medikation und auftretende Probleme sollten zeitnah bei den Fachleuten angesprochen werden. Auch wenn zusätzlich nicht verschreibungspflichtige Medikamente angewendet werden, sollte die Ärztin oder der Arzt darüber informiert werden. Denn auch diese Mittel können zu problematischen Wechselwirkungen beitragen“, so Sulmann.
Pflegende Angehörige sollten grundsätzlich fachlichen Rat zur Medikation einholen, empfiehlt Sulmann. Die erste Anlaufstelle hierfür sei die Hausarztpraxis der pflegebedürftigen Person. Dort wäre auch ein Medikationsplan erhältlich, der helfen könne, den Überblick zu behalten. Gesetzlich Krankenversicherte haben Anspruch auf einen solchen Plan, wenn sie mindestens drei Arzneimittel anwenden, die über den Blutkreislauf wirken. Zudem können pflegende Angehörige in Apotheken zu verschiedenen Fragen rund um den richtigen Umgang mit Arzneimitteln Beratung einholen. Auch eine Medikationsanalyse könne man dort durchführen lassen. Diese ist bei einer Multimedikation einmal jährlich oder bei Umstellung der Medikation kostenlos. Daneben weist Sulmann auf die Möglichkeit fachlicher Beratung und Hilfe durch Pflegefachpersonen bzw. Pflegedienste hin: Diese könnten hinzugezogen werden, insbesondere wenn es um Fragen zur praktischen Unterstützung bei der Medikation geht.
Damit pflegende Angehörige ihre Fragen und Probleme zur Medikation gezielt anbringen können und die Informationen der Fachleute nicht verloren gehen, empfiehlt Sulmann sich vorab und während des jeweiligen Gesprächs Notizen zu machen. Man könne die Fachleute auch bitten, ihre Informationen und Empfehlungen kurz zur Mitnahme aufzuschreiben.