Beratung zur Pflege
Professioneller Beratung zur Pflege kommt sowohl zur Prävention von Pflegebedürftigkeit als auch zur Organisation der Pflege eine zentrale Rolle zu. So können beispielweise im Rahmen von Beratung gesundheitliche Risiken und Ressourcen identifiziert und Strategien zur Bewältigung der Pflegesituation aufgezeigt werden. In Deutschland gibt es verschiedene gesetzliche Beratungsansprüche zur Pflege. Dabei ist das Beratungsangebot zur Pflege vielfältig und regional sehr unterschiedlich.
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Einleitung
Wissen
Welche Ziele hat Beratung zur Pflege?
Allgemein ist Beratung eine kommunikative und interaktive Form der Unterstützung. Ziel ist es, Strategien zur Problemlösung zu entwickeln. Sie ist auf einen bestimmten Zeitraum bezogen und nicht dauerhaft angelegt. Beratung kann durch weitere kommunikative und interaktionsorientierte Unterstützungsformen ergänzt werden. Dazu gehören in Rahmen der Pflege unter anderem Schulung und Anleitung sowie das Case ManagementCase Management unterstützt Menschen in komplexen Problem- und Versorgungssituationen. Eine Kernfunktion liegt in der Entwicklung und Umsetzung eines Versorgungsplans für die Pflege. In diesem Sinne entspricht die Pflegeberatung nach § 7a SGB XI in hohem Maße einem Case Management..
Beratung zur Pflege hat das übergeordnete Ziel, bei der Prävention und Bewältigung von Krankheit, Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit lösungsorientiert zu unterstützen.
Zielgruppe sind Menschen, bei denen Pflegebedürftigkeit unmittelbar bevorstehen könnte oder bereits besteht sowie deren Angehörige. Sie sollen befähigt werden, ihre Situation möglichst selbstständig und selbstbestimmt zu bewältigen.
Das konkrete Ziel der Beratung ergibt sich aus individuellen Faktoren wie den Bedürfnissen und Lebensumständen der Klientinnen und Klienten. Es ist nicht immer direkt erkennbar und zeigt sich oftmals im Laufe des Beratungsprozesses.
- Beratungsziele
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Beispiele für Beratungsziele sind:
- gesundheitliche Risiken identifizieren
- Ressourcen stärken
- Wissen vermitteln
- Kompetenzen fördern
- Versorgung sicherstellen
- Pflegesituation zu Hause verbessern
- Selbsthilfekompetenz stärken
- Hilfen planen und steuern
- Krisen bewältigen
- Beratungsthemen
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Themen beziehungsweise Inhalte der Beratung richten sich nach dem Beratungsauftrag und dem individuellen Bedarf.
Beratungsthemen sind zum Beispiel:
- finanzielle Leistungen
- Organisation der Pflege
- Entlastung von pflegenden Angehörigen
- Qualität der Pflege
- Wohnraumanpassung
- Hilfsmittel
- praktische Pflege
- Reha-Maßnahmen
- Vorbeugung von Gesundheitsproblemen
- Beratungsprozess
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Grundsätzlich sollte die Beratung in einem strukturierten und auf einem Konzept basierenden Prozess erfolgen, das unter anderem das theoretische Beratungsverständnis, die Zielsetzung und den Ablauf der Beratung beschreibt. Eine Herausforderung der Beratungstätigkeit besteht darin, den Beratungsprozess entsprechend den individuellen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten zu gestalten.
Im Beratungsprozess werden Probleme und Beratungsbedarfe identifiziert, Beratungsziele vereinbart und Beratungsergebnisse reflektiert. Er umfasst die Phasen Kontaktaufnahme und Orientierung, Klärung, Veränderung und Abschluss. Eine Beratung ist nicht als dauerhafte Begleitung angelegt. Sie kann in einem oder mehreren Terminen erfolgen.
Um Beratungsprozesse in der Pflege zielgerichtet zu gestalten, können verschiedene Methoden und Instrumente eingesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Techniken der Kommunikation und Gesprächsführung, strukturierte Fragebögen, Checklisten, Screening- und Assessmentinstrumente, schriftliche, audiovisuelle oder interaktive Informations- und Schulungsangebote sowie das Case Management.
Ergebnisse von Beratungsprozessen können unterschiedlicher Art sein, zum Beispiel:
- Reduktion von Gesundheitsrisiken, Umsetzung präventiver Maßnahmen
- Problemlösung, etwa durch Vermittlung von Wissen oder Kompetenzen sowie Unterstützung
- Verbesserung des Selbstmanagements
- Stabilisierung der Situation
- Ermöglichung von Teilhabe
Was sind Merkmale guter Beratung zur Pflege?
Die Qualität von Beratung bemisst sich allgemein daran, wie gut es gelingt, auf den Einzelfall bezogene Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Gute Beratung zur Pflege unterstützt pflegebedürftige Menschen, selbstbestimmt über die Pflege zu entscheiden und diese möglichst gut zu organisieren. Sie vermittelt Kompetenzen und Wissen für eine gute Pflege. Pflegende Angehörige erhalten Entlastung und Unterstützung. Die Beratung trägt dazu bei, Gesundheitsproblemen bei pflegebedürftigen Menschen und pflegenden Angehörigen vorzubeugen. Dadurch hilft sie, die Pflege zu Hause möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Die Qualität einer Beratung ist oftmals schwer einzuschätzen. Als Orientierungshilfe hat das ZQP wichtige Merkmale guter Beratung zur Pflege zusammengefasst.
10 Merkmale guter Beratung zur Pflege
Qualifiziert
Die Beratung erfolgt durch Fachleute wie Sozialversicherungsfachangestellte oder Pflegefachpersonen, die zudem für die Beratung weitergebildet sind.
Flexibel
Der Beratungstermin findet wenn nötig kurzfristig statt und bei Bedarf zu Hause oder telefonisch. Auf Wunsch können weitere Personen teilnehmen.
Verbindlich
Es gibt eine feste Ansprechperson. Diese informiert zu Beginn der Beratung über ihre Arbeitsweise sowie den geplanten Ablauf. Auf Wunsch wird eine andere Ansprechperson zugewiesen. Es ist auch möglich, ein anderes Beratungsangebot zu nutzen.
Respektvoll
Die Kommunikation ist zugewandt und respektvoll. Die Beratung findet ungestört in einer freundlichen Atmosphäre statt. Persönliche Informationen werden vertraulich behandelt und nur mit Einverständnis weitergegeben.
Ressourcenorientiert
Die Beratung unterstützt dabei, sich bei der Bewältigung der Pflegebedürftigkeit möglichst gut selbst zu helfen und dafür alle Möglichkeiten zu nutzen.
Individuell
Bei der Beratung werden die individuelle Situation und die Werte der zu beratenden Person berücksichtigt. Gemeinsam werden der Hilfe- und Beratungsbedarf ermittelt und die Beratungsziele abgestimmt. Das Recht auf Selbstbestimmung wird dabei beachtet.
Umfassend
Die Beratung bietet umfassende und verständliche Informationen über Rechte und Ansprüche, etwa gegenüber der Pflegeversicherung oder Pflegeangeboten. Zentrale Themen werden angesprochen. Fragen werden offen angenommen und eingehend beantwortet.
Lösungsorientiert
Bei der Beratung werden verschiedene Vorschläge zur Unterstützung und Gestaltung der individuellen Pflegesituation gemacht. Diese zielen darauf ab, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.
Begleitend
Die Beratung unterstützt so lange wie nötig aktiv bei der Beantragung von Leistungen und beim Zugang zu Hilfeangeboten.
Nachvollziehbar
Auf Wunsch kann die Dokumentation der eigenen Beratung eingesehen werden.
Material zum Thema
Der ZQP-Kurzratgeber Beratung zur Pflege gibt Orientierung zur Qualität von Beratungsangeboten zur Pflege. Neben Merkmalen guter Beratung wird aufgezeigt, was man von professioneller Beratung erwarten kann.
Einblick
Beratung zur Pflege
Welche gesetzlichen Ansprüche auf Beratung zur Pflege gibt es?
In Deutschland gibt es einen Anspruch auf kostenlose professionelle Information, Beratung und Schulung zur Pflege. Dies ist im Elften Sozialgesetzbuch (SGB XI) geregelt. Dazu gehören:
- Information und Auskunft
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Versicherte und ihre Angehörigen haben das Recht, von ihrer Pflegekasse verständliche und umfassende Informationen über Leistungen und Hilfen bei Pflegebedürftigkeit zu erhalten (§ 7 SGB XI).
- Pflegeberatung
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Pflegebedürftige Menschen haben Anspruch auf Pflegeberatung (§ 7a SGB XI). Auch Angehörige können diese auf Wunsch der pflegebedürftigen Person nutzen. Der Anspruch auf Pflegeberatung besteht auch, wenn ein Antrag auf Pflegeleistungen gestellt wurde und erkennbar ein Hilfe- und Beratungsbedarf besteht. Die Beratung soll umfassend über Ansprüche und Angebote rund um die Pflege informieren. Dazu gehören etwa finanziellen Leistungen, Hilfsmittel, Möglichkeiten zur Wohnungsanpassung oder zur Entlastung von der Pflege. Zudem soll die Beratung dabei unterstützen, Leistungen auszuwählen und in Anspruch zu nehmen. Sie kann in der Beratungsstelle, am Telefon, zu Hause, im Krankenhaus oder einer stationären Einrichtung stattfinden.
Bei jeder Pflegeberatung wird ein individueller Versorgungsplan erstellt. Darin wird dokumentiert, was besprochen wurde. Dazu gehört unter anderem, welche Hilfen erforderlich sind, welche Ziele erreicht werden sollen, welche Maßnahmen umgesetzt werden und welche Angebote vor Ort dafür geeignet sind. Die Pflegeberatung begleitet bei der Umsetzung und übernimmt bei Bedarf die Koordination der Maßnahmen.
- Pflegekurse
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Angehörige und ehrenamtlich Pflegende haben Anspruch auf Schulungskurse zur Pflege (§ 45 SGB XI). Darin werden Grundkenntnisse vermittelt, um die Pflege selbstständig durchzuführen, etwa wichtige Handgriffe, Wissen zu Hygiene und Ernährung. Auch Fragen zum Umgang mit Hilfsmitteln, Erkrankungen oder krankheitsbedingtem Verhalten können besprochen werden.
Die Angebote sollen dazu beitragen, die Pflege und Betreuung zu erleichtern und zu verbessern. Zudem sollen pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen gemindert und ihrer Entstehung vorgebeugt werden. Gleichzeitig ermöglichen die Kurse den Austausch mit anderen Pflegenden. Auf Wunsch findet die Schulung zu Hause statt.
- Beratungsbesuche
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Pflegebedürftige Menschen mit Pflegegrad 1 sowie alle, die Sachleistungen beziehen, können sich halbjährlich zu Hause beraten lassen (§ 37 Absatz 3 SGB XI). Wer ausschließlich Pflegegeld bezieht, muss diesen Beratungsbesuch in festgelegten Abständen in Anspruch nehmen. Die Beratung soll die Qualität der häuslichen Pflege sicherstellen und bei praktischen pflegefachlichen Fragen unterstützen.
Gesetzliche Versicherte können sich bei ihrer Pflegekasse über die Angebote informieren. Bei privat Versicherten werden die Pflegeberatung von compass private pflegeberatung und die Pflegekurse von Medicproof durchgeführt.
Regelungen zur Qualitätssicherung der Beratungsangebote
Der GKV-Spitzenverband hat Richtlinien für die einheitliche Durchführung der Beratung gemäß § 7a SGB XI (Pflegeberatungs-Richtlinien) sowie Empfehlungen zur Anzahl und Qualifikation von Pflegeberaterinnen und Pflegeberatern festgelegt.
Mit Anbietern von Pflegekursen können die Landesverbände der Pflegekassen entsprechende Rahmenvereinbarungen zur Durchführung schließen.
Zur Qualitätssicherung der Beratung gemäß § 37 Abs. 3 SGB XI hat der Qualitätsausschuss Pflege Empfehlungen erarbeitet.
Wo gibt es Beratung zur Pflege?
Das Beratungsangebot zur Pflege ist in Deutschland vielfältig. Erste Anlaufstellen für Beratung zur Pflege sind die gesetzlichen Pflegekassen, privaten Pflegeversicherungen, Pflegestützpunkte und compass private pflegeberatung. Beratung bieten auch Pflegedienste, Pflegeheime, Einrichtungen von Wohlfahrtverbänden, Kommunen oder Verbraucherverbände sowie von Pflegekassen beauftragte Personen an. Außerdem gibt es spezialisierte Beratungsstellen, etwa zu den Themen Demenz, Selbsthilfe, rechtliche Betreuung, Wohnungsanpassung sowie Gewalt in der Pflege. Über die Versorgung am Lebensende informieren ambulante Hospizdienste und Anbieter von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung. Darüber hinaus gibt es bundesweite Angebote per Telefon oder Internet, etwa von Bund, Ländern oder Wohlfahrtseinrichtungen.
Die Angebote sind regional unterschiedlich verteilt. Zum Beispiel gibt es Pflegestützpunkte nicht in allen Bundesländern.
Datenbank Beratung zur Pflege
Für die Suche nach örtlichen Beratungsstellen bietet das ZQP die frei zugängliche und werbefreie Datenbank Beratung zur Pflege.
Wissenschaftliche Daten zu Beratungsangeboten
Wissenschaftliche Daten zu den Beratungsstrukturen in Deutschland bietet der hierzu ca. dreijährlich erscheinende Bericht des GKV-Spitzenverbands. Dieser bezieht sich auf die Beratungsangebote der sozialen Pflegeversicherung und umfasst unter anderem Angebotsstrukturen und Inanspruchnahme der Beratungen gemäß §§ 7a und 37 Abs. 3 SGB XI sowie Ergebnisse aus Befragungen von Beraterinnen und Beratern sowie Nutzerinnen und Nutzern zur Einschätzung der Beratungsqualität.
Daten zur Beratungsangeboten liefert zudem eine Studie, die die Hochschule Osnabrück im Auftrag des Sozialverbands VdK durchgeführt hat. Hierbei wurden über 27.000 pflegende Angehörige und über 6.500 pflegebedürftige Menschen unter anderem nach der Inanspruchnahme von Beratungsangeboten sowie den Erfahrungen mit der Beratung gefragt.
Übersicht
Weitere Beiträge des ZQP zum Thema Beratung zur Pflege
Beratung zur Pflege hat erhebliches Potenzial, auf die gesundheitliche Prävention und Sicherheit, den Erhalt von Selbstständigkeit und die Qualität der Versorgung in der häuslichen Pflege Einfluss zu nehmen. Um die professionelle Beratungstätigkeit sowie Ratsuchende zu unterstützen, hat das ZQP verschiedene Instrumente und Orientierungshilfen entwickelt.
Angebote und Projekte
Hier finden Sie eine Übersicht aktueller Angebote und Projekte zum Themenbereich Beratung zur Pflege.
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- Datenbank Beratung zur Pflege
- Projektbericht Stress und Resilienz pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz (EMA-DEM)
- Projektbericht Perspektivenwerkstatt – Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege
- Fragebogen Angehörigen-Resilienz und -Belastung (FARBE)
- Assessment Prävention und Intervention in der häuslichen Pflege (PIP)
- Kurzratgeber Beratung zur Pflege
- Unterstützung Probleme in der Pflege
- Krisentelefone Spezialisierte Hilfetelefone