Analyse

Aggression und Gewalt in der informellen Pflege – 2018

Auf dieser Seite lesen Sie eine Zusammenfassung der Analyse Aggression und Gewalt in der informellen Pflege – 2018. Die vollständige Analyse können Sie kostenfrei herunterladen.

Pflegende Angehörige sind durch die Pflege teilweise erheblich belastet. Dies kann zum Beispiel zu Frustration, Aggression bis hin zu Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen führen. Auch Konflikte können entstehen.

Wenn pflegebedürftige Menschen – zum Beispiel mit Demenz – sich als Symptom ihrer Erkrankung gewaltsam verhalten, dann wird auch von krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten gesprochen.

Mit dieser Studie unter pflegenden Angehörigen will das ZQP den Wissensstand über Gewalt in der informellen Pflege älterer Menschen und zur Gewaltprävention erweitern.

Zentrales Thema war Gewalt. Hierbei wurde sowohl nach Gewalt beziehungsweise krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten seitens der pflegebedürftigen gegen die pflegende Person gefragt als auch nach Gewalt in der umgekehrten Richtung.

Befragt wurden 1.006 Personen in Deutschland im Alter von 40 bis 85 Jahren, die in ihrem privaten Umfeld seit mindestens 6 Monaten und mindestens einmal pro Woche einen pflegebedürftigen Menschen im Alter ab 60 Jahren versorgen. Die Befragten machten Angaben zu sich selbst, der pflegebedürftigen Person und der Pflegesituation.

Die vorliegende Studie hat verschiedene Limitationen – vor allem aber lässt sie keine Aussagen darüber zu, ob Gewalt häufiger von pflegebedürftigen Menschen gegen pflegende Angehörige ausgeübt wird oder umgekehrt.

Gewalt in der informellen Pflege älterer Menschen

Viele pflegende Angehörige sind häufig niedergeschlagen oder wütend. Etwa jeder Zweite berichtete, Gewalt durch den pflegebedürftigen Menschen erlebt zu haben. 40 Prozent gaben an, selbst schon gewaltsam gegenüber dem Pflegebedürftigen gehandelt zu haben.

 

 

Zentrale Ergebnisse

  • Viele Befragte berichteten von Belastungen und negativen Gedanken und Gefühlen gegenüber der pflegebedürftigen Person. 36 Prozent fühlte sich häufig niedergeschlagen, 29 Prozent sind häufig verärgert.
  • 52 Prozent hatten in den letzten 6 Monaten mindestens einmal den Eindruck, dass die pflegebedürftige Person ihre Hilfe nicht zu schätzen weiß. 25 Prozent hätte die pflegebedürftige Person bereits „vor Wut schütteln“ können.
  • 45 Prozent berichteten, dass gegen sie innerhalb der letzten 6 Monate psychische Gewalt durch die Person, die sie pflegen, ausgeübt wurde, etwa durch Anschreien oder Beleidigen.
  • 11 Prozent hatten körperliche Gewalt wie grobes Anfassen oder Schlagen erlebt.
  • Angehörige von Menschen mit Demenz gaben häufiger an, von Gewalt beziehungsweise krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten durch die pflegebedürftige Person betroffen zu sein als die anderen Befragten.
  • 32 Prozent berichteten, im abgefragten Zeitraum psychische Gewalt gegen die pflegebedürftige Person angewendet zu haben.
  • 12 Prozent gaben körperliche Gewalt an, 11 Prozent Vernachlässigung.
  • 6 Prozent gaben eigenes Verhalten an, das als freiheitsentziehende Maßnahme einzustufen ist.

Die Studie bestätigt in Bezug auf Risikofaktoren für Gewalt in der Pflege, dass Gewalt häufiger gegen pflegebedürftige Menschen mit Demenz ausgeübt wird und häufiger durch Pflegende, die über psychische Belastungen und fehlende Zeit (für sich selbst oder mit anderen) berichten.

 

Veröffentlichung dieser Studie: Juni 2018
Autorin und Autoren dieser Studie: Dr. Simon Eggert, ZQP | Dr. Patrick Schnapp, ehem. ZQP | Daniela Sulmann, ZQP