Berlin, 17. April 2020. Die Ausbreitung von COVID-19 in Deutschland hat erhebliche, teilweise dramatische Folgen für die Pflegesituation in Deutschland. Nicht zuletzt die Beschäftigten in der Langzeitpflege stehen vor außergewöhnlich belastenden Wochen – in einem System, das sich ohnehin schon vielerorts an den Grenzen des Zumutbaren für alle Beteiligten befindet. Was das eigentlich wirklich heißt, wird erst in einigen Monaten völlig klar sein.
Auffällig ist aktuell aber: Viel zu selten werden bisher die Pflegenden selbst gehört. Dabei sammeln sie in der jetzigen Ausnahmesituation bedeutsame Erfahrungen und Kenntnisse in Bezug auf spezifische Versorgungsprobleme, Fehler und Lösungsansätze. Daraus muss für die Zukunft gelernt werden können. Darum ist es heute schon wichtig, dieses Wissen aus der Pflegepraxis zusammenzutragen und auszuwerten.
Hierzu stellt die gemeinnützige Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) das Angebot „Krisenerfahrung teilen“ bereit. Pflegefachleute aber auch Pflegehilfskräfte, ehrenamtliche Unterstützer sowie pflegende Angehörige können per E-Mail an krisenerfahrung@zqp.de ganz ungefiltert mitteilen, was Sie im Kontext der COVID-19-Krise erleben, empfinden und gelernt haben. Die Inhalte werden im ZQP anonymisiert in eine Dokumentationssoftware überführt und nach Ende der Krise ausgewertet. Die ursprüngliche E-Mail wird gelöscht.
„Wir wissen, dass sich viele Pflegende am Rande der Erschöpfung befinden. Dennoch bitten wir um so viele kurze oder lange Berichtsspenden wie möglich. Dabei ist die Form nicht entscheidend. Über Formulierungsfeinheiten und Rechtschreibfehler sollte sich in dieser Lage niemand zu viele Gedanken machen“, sagt Simon Eggert, Bereichsleiter Analyse und Kommunikation im ZQP. Die Schilderungen seien in jedem Fall wertvoll. Das ZQP sieht es als gesellschaftliche Verantwortung, aus den Erfahrungen der Pflegexpertinnen und -experten in Bezug auf die COVID-19-Pandemie zu lernen. Individuelle Erlebnisberichte könnten dazu ein wichtiger Baustein sein. „Es ist wichtig, die Geschichte dieser außergewöhnlichen Herausforderung des Gesundheitssystems nicht nur aus medizinischer Sicht oder mit verengtem Blick auf das Krankenhaus zu schreiben. Denn ein Hauptakt des SARS-CoV-2-Dramas spielt sich in Pflegeheimen und Wohnungen ab. Nur verschiedene Perspektiven werden also ein ganzheitliches Bild ergeben – und darauf sind wir alle angewiesen“, so Eggert weiter.