Berlin, 9. September 2024. Ein Delir ist eine akute Störung im Gehirn, die plötzlich auftritt und unter anderem die Wahrnehmung, das Denken und das Gedächtnis beeinträchtigt. Zudem kann ein Delir erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Es kann auch ein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich sein und der Pflegebedarf steigen.
Ältere pflegebedürftige Menschen sind delir-gefährdet
Insgesamt zeigt die Forschung: Delir kommt häufig vor. Zwischen 11 und 25 Prozent der Patienten und Patientinnen über 65 Jahre weisen bei Krankenhausaufnahme ein Delir auf. Bei weiteren rund 30 Prozent tritt es während des Krankenhausaufenthaltes auf. Schätzungsweise 40 Prozent der Bewohner und Bewohnerinnen von Pflegeheimen und 16 bis 24 Prozent der ambulant versorgten Menschen über 80 Jahre sind von einem Delir betroffen. Ältere Menschen, insbesondere ab 80 Jahren, haben ein erhöhtes Risiko, ein Delir zu entwickeln, denn im höheren Lebensalter kommen meist mehrere vorbestehende Faktoren zusammen. Dazu gehören unter anderem Demenz, Gebrechlichkeit, Beeinträchtigungen von Hören oder Sehen, Schlafstörungen, chronische Schmerzen, Mehrfacherkrankung, Multimedikation, stark eingeschränkte Beweglichkeit und Mangelernährung. Als Risikofaktoren gelten auch einige Lebensumstände, etwa Isolation, Einsamkeit oder das Leben in einer Pflegeeinrichtung.
Voraussetzungen für Delir-Prävention
„Zu wirksamer Delir-Prävention können professionell Pflegende maßgeblich beitragen“, sagt Daniela Sulmann, Geschäftsleiterin und Pflegeexpertin im ZQP. „Dabei gilt es, im multiprofessionellen Team mittels verschiedener ineinandergreifender Maßnahmen bei den individuellen krankheits- und umgebungsassoziierten Auslösern von Delir anzusetzen“, so Sulmann. Viele der Auslöser seien vermeidbar oder zumindest beeinflussbar, etwa durch die Behandlung organischer Ursachen, Reizreduktion, eine gute Vorbereitung von Ortswechseln, Mobilisation und Reorientierung. Dazu kann auch der Einbezug von Angehörigen entscheidend beitragen. Allem voran stünde laut Sulmann das Erkennen von Delir-Risiken und Anzeichen. „Um professionell Pflegenden das erforderliche Wissen und die Kompetenzen zu vermitteln, stellen wir als gemeinnützige Fachstiftung Schulungsmaterial im bewährten ZQP-Format zur Verfügung“, erklärt Sulmann.
Schulungsmaterial mit Grundwissen und praktischen Anregungen
Das frei zugängliche, werbefreie ZQP-Schulungsmaterial umfasst Präsentationsfolien, Arbeitsblätter und Lernposter (One-Minute-Wonder). Es kann flexibel in unterschiedlichen Schulungskontexten in der Pflege eingesetzt werden wie in Fortbildungen, Workshops, Qualitätszirkeln oder in der Pflegeausbildung. Der Foliensatz umfasst Wissen zur Delir-Prävention, etwa zu Risikofaktoren, Auslösern und Folgen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von praxisbezogenen Anregungen für die Umsetzung delir-präventiver und delir-lindernder Maßnahmen in der professionellen Pflege sowie zur Einbindung von Angehörigen. Mithilfe der Arbeitsblätter können diese Inhalte in Gruppenarbeit reflektiert werden, um das Bewusstsein für diese Maßnahmen zu schärfen. Auf 8 Lernpostern (One-Minute-Wonder) zum Ausdrucken sind prägnante Fakten und Tipps zur Delir-Prävention und Delir-Linderung in der Pflege dargestellt.
Das ZQP-Schulungsmaterial wurde unter anderem auf Basis der Ergebnisse des Forschungsprojekts TRADE (TRAnsport und DElir bei älteren Menschen) entwickelt, an dem das ZQP mitgewirkt hat. TRADE wurde 2019 bis 2023 aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert.
Mehr Informationen zu den ZQP-Schulungs- und Arbeitsmaterialien sowie zum Thema Delir finden Sie unentgeltlich unter: www.zqp.de.